Springworks Therapeutics

Merck will US-Krebsspezialisten kaufen

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Darmstadt -

Der Darmstädter Merck-Konzern will sich den US-amerikanischen Krebsspezialisten Springworks Therapeutics einverleiben. Beide Seiten befänden sich in fortgeschrittenen Gesprächen über eine Übernahme, bestätigten die Darmstädter entsprechende Medienberichte.

Ob ein Deal tatsächlich zustande kommt, ist allerdings laut Merck noch ungewiss. Es sei noch keine rechtlich bindende Vereinbarung getroffen worden, hieß es vom Unternehmen weiter. Außerdem müssten noch nicht näher genannte „kritische“ Bedingungen erfüllt werden. 4 bis 5 Milliarden Dollar könnten dann fällig werden.

Springworks mit Sitz in Connecticut wurde 2017 vom US-Konzern Pfizer abgespalten. Das Unternehmen konzentriert sich eigenen Angaben zufolge auf seltene Tumore, Blutkrebs und auf bestimmte durch Biomarker definierte metastasierende solide Tumore.

Mit Ogsiveo hat Springworks bereits ein in den USA zugelassenes Medikament zur Behandlung von fortschreitenden Weichteiltumoren (Desmoidtumore) im Portfolio. Einem weiteren Medikament (Mirdametinib) hat die US-Arzneimittelbehörde FDA bereits einen beschleunigten Überprüfungsprozess für die Zulassung zugesagt. 2023 hatte das US-Unternehmen einen Umsatz von 5,5 Millionen Dollar erzielt – bei einem Verlust von unter dem Strich von 325 Millionen Dollar.

Wie viel Merck sich den Zukauf in den USA tatsächlich kosten lassen würde, ist bislang noch unklar. Angaben zu einem möglichen Übernahmenpreis machte der Konzern nicht. Springworks könnte aber zu einem der größten Zukäufe von Merck in der jüngeren Vergangenheit werden – und der wohl größte unter der seit Mai 2021 amtierenden Chefin Belen Garijo. Allerdings hatte Garijo immer wieder durchscheinen lassen, dass der Preis bei einer Übernahme auch stimmen müsse. „Das richtige Ziel zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Preis“, hatte sie ihre Maxime noch auf einem Kapitalmarkttag im Herbst 2024 umschrieben.

Die letzte große Übernahme hatte der Konzern 2019 mit dem US-Halbleiterzulieferer Versum Materials im Wert von umgerechnet rund 5,8 Milliarden Dollar gestemmt, damals noch unter Garijos Vorgänger Stefan Oschmann. Der bislang größte Zukauf in der Unternehmensgeschichte war der US-Laborausrüster Sigma-Aldrich, den die Darmstädter sich 2015 für 17 Milliarden US-Dollar einverleibten.

Die mögliche Übernahme kommt in einer Zeit, in der es bei Merck nach einer Post-Corona-Delle langsam wieder aufwärts geht. Der Kauf eines Pharmaunternehmens kommt insoweit aber überraschend, da Chefin Garijo mehrfach erklärt hatte, vorrangig das Laborgeschäft durch solche Deals stärken zu wollen.

Mercks Pharmasparte wuchs zuletzt zwar wieder solide. Der Konzern stand jedoch nach mehreren Studienflops unter Druck, neue Medikamente auf den Markt zu bringen. Mit Evobrutinib bei Multipler Sklerose und dem Krebsmedikament Xevinapant waren ausgerechnet zwei Hoffnungsträger in Studien gescheitert, die dem Konzern Milliarden in die Konzernkassen spülen sollten.

Damit ist nun auch die Forschungspipeline der Darmstädter relativ leer gefegt. Von möglichen neuen Medikamenten befand sich zuletzt einzig das Krebsmittel Pimicotinib in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. Merck hatte sich deshalb verstärkt darauf verlegt, mit anderen Unternehmen Lizenzen für die Vermarktung von deren Medikamenten abzuschließen.

Mit der Übernahme von Springworks würde Merck sein Krebsportfolio nun weiter stärken, das den Durchbruch mit seinem wichtigsten eigenen Medikament – Bavencio – ebenfalls schon ein paar Jahre hinter sich hat. Bavencio, das Merck gemeinsam mit Pfizer vermarktet, wird etwa gegen das Nierenzellkarzinom oder den selten Hautkrebs Merkelzellkarzinom eingesetzt.

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