Symtuza-Preisverfall

Janssen kontert Lagerwertkritik

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Berlin -

Der Pharmakonzern Janssen kontert die Kritik aus den Reihen der Apotheker an seiner Preispolitik. Die geäußerten Vorwürfe weist der Hersteller zurück, will aber dennoch nach Wegen suchen, den Apothekern künftig hohe Lagerwertverluste zu ersparen. Janssen-Deutschlandchefin Dr. Iris Zemzoum macht aber auch klar, dass partnerschaftlicher Umgang für sie bedeutet, das Geschäftsrisiko beidseitig zu tragen.

Janssen hatte für sein Produkt Symtuza (Darunavir/Cobicistat/Emtricitabin/Tenofoviralafenamid) zum 15. August den Preis der Dreimonatspackung massiv auf knapp 950 gesenkt. Hintergrund war eine Reduktion des Erstattungsbetrages nach Preisverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband. Für Apotheker bedeutet dies teilweise hohe Lagerwertverluste. Der Konzern hatte mitgeteilt, die Differenz nicht auszugleichen. Mehrere Apotheker hatten gegen diese Preispolitik bereits protestiert. Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft der HIV- und Hepatitis-kompetenten Apotheken (DAH²KA) hatte Zemzoum in einem Brief an die Mitglieder scharf attackiert.

Die Deutschlandchefin kontert: „Wir pflegen seit Jahrzehnten sehr gute partnerschaftliche Kontakte mit den Apothekern. Einige Apotheker haben uns kontaktiert und bemängelt, dass der Zeitraum zwischen Information und Inkrafttreten des neuen Preises im speziellen Falle vom Symtuza ungewöhnlich kurz und die Preissenkung ungewöhnlich hoch war. Dies können wir nachvollziehen. Auch für uns waren der genaue Zeitpunkt der Preisänderung und die Höhe der Preisanpassung nicht vorhersehbar.“

Allerdings habe man bereits am Folgetag Großhandel und alle direkt bestellenden Apotheken über den neuen Preis in Kenntnis gesetzt und bei allen eingehenden Bestellungen aktiv auf die bevorstehende Preisänderung hingewiesen. Über den Großhandel habe jeder Apotheker die Möglichkeit, mehrmals am Tag zu beziehen.

Zemzoum weiter: „Zudem bieten wir so genannte Rush Orders an: Sobald ein Apotheker dringenden Bedarf bei uns anmeldet, liefern wir bis zu drei Werktage nach Preissenkung mit einem für den Kunden kostenlosen Kurierdienst die Arzneimittel direkt in die Apotheke. Insofern sind Behauptungen, wir fänden die zeitnahe Patienten-Versorgung ‚überflüssig‘ und nähmen Versorgungslücken in Kauf, falsch. Uns menschenverachtendes Verhalten vorzuwerfen bzw. zu unterstellen, wir würden uns nicht um die Patientenversorgung kümmern, entbehrt ebenfalls jeder Grundlage.“

Es enttäusche sie persönlich, dass einzelne DAH²KA-Mitglieder Janssen mit einem Shitstorm gedroht hätten, um einen finanziellen Ausgleich zu erreichen. „Partnerschaftliches Verhalten bedeutet für uns, respektvoll miteinander umzugehen und die Verantwortung für die Patientenversorgung oder auch das Geschäftsrisiko beidseitig zu tragen“, so Zemzoum.

Man habe sich stets bemüht, Apotheken und Großhandel unverzüglich über gesetzlich vorgeschriebene Preisanpassungen zu informieren, um Lagerwertverluste möglichst zu vermeiden. Janssen will die Prozesse optimieren, damit Probleme wie bei Symtuza künftig nicht mehr auftreten. Derzeit würden intern Möglichkeiten geprüft.

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