3 Cent mehr

Großhändler ernüchtert wegen Engpassprämie

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Berlin -

Die Apotheken erhalten laut dem Lieferengpassgesetz (ALBVVG) für das Engpass-Management künftig 50 Cent. Die Großhändler werden dagegen pauschal vergütet – unabhängig von ihrem Aufwand für die Beschaffung und durch erhöhte Nachfragen für die Apotheken. Begeistert scheinen die Großhändler davon nicht.

Im Entwurf zum ALBVVG war zunächst vorgesehen, dass der Großhandel analog zu den Apotheken eine Prämie für das Management von Lieferengpässen in Höhe von 50 Cent erhalten soll – sondern pauschal drei Cent mehr je Packung und damit 73 Cent. Dies geht aus Änderungsanträgen zum Generikagesetz (ALBVVG) hervor. Beim Apothekenhonorar gibt es keine Änderung. Doch bis zuletzt war vollkommen unklar, wie Abrechnung und Auszahlung mit überschaubarem Aufwand und ohne Ungerechtigkeiten bei der Verteilung umgesetzt werden sollten.

Die Bedenken wurden offenbar auch in den Fraktionen der Ampelkoalitionäre geteilt. Denn in SPD, Grüne und FDP brachten gemeinsam einen Änderungsantrag ein, in dem es heißt: „Zur Vermeidung eines aufwendigen Verteilungsmechanismus mit entsprechenden Verwaltungskosten erfolgt nunmehr eine pauschale Erhöhung des Festzuschlags für den Großhandel, die betragsmäßig dem Vorschlag aus dem Regierungsentwurf entspricht.“

Konkret wird der Festzuschlag des Großhandels um drei Cent je Packung eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels erhöht, wovon 2 Cent explizit für die per Änderungsantrag vorgesehene Verpflichtung, bei Kinderarzneimitteln einen vierwöchigen Bedarf vorrätig zu halten, vorgesehen sind. Die „Engpasspauschale“ von 50 Cent wurde dagegen gestrichen.

Auf den ersten Blick sieht das nach einer Vereinfachung aus. Dennoch waren vom Großhandelsverband Phagro bislang keine Begeisterungsstürme über die Honorarerhöhung zu vernehmen.

Auf Nachfrage heißt es dazu, der Phagro begrüße es grundsätzlich, dass der Verordnungsgeber die zusätzlichen Aufwände vergüten will, die den vollversorgenden pharmazeutischen Großhändlern bei der Bewältigung der Lieferengpässe entstehen. Auch die zusätzlichen Herausforderungen, insbesondere bei der vertieften Lagerhaltung von Kinderarzneimitteln würden adressiert.

Allerdings bezweifeln die Großhändler, dass mit den Instrumenten des Gesetzgebers die Ursachen der Lieferengpässe wirksam bekämpft werden können. Wie bei anderen Branchenvertretern wird der Aufbau resilienter Lieferketten als die effizienteste Lösung gesehen.

Auch in den Kreisen der Unternehmen ist die Freude verhalten. Die 3 Cent könnten die Großhändler in der aktuell angespannten Situation gut gebrauchen. Auf Strecke sei diese Erhöhung aber nichts, was der Branche wirklich weiterhelfe. Man empfinde es als unsäglich, wie das Bundesgesundheitsministerium (BMG) insgesamt mit den Leistungserbringern umgeht. Die Unternehmen werden nun wohl versuchen, die Apotheken in ihren Forderungen zu unterstützen.

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