Versandapotheke mit Lieferdienst

First A: Shop Apotheke zahlt bis zu 38 Mio. Euro

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Berlin -

Mit der Übernahme von First A ist Shop Apotheke in den Bereich Quick-Commerce eingestiegen. Der Versender lässt sich das Engagement einen erheblichen Betrag kosten: Je nach Geschäftsentwicklung könnten knapp 38 Millionen Euro fällig werden.

Im April hatte Shop Apotheke das Start-up Aurora Gesundheit übernommen, das erst wenige Monate zuvor in Berlin mit seinem Schnelllieferdienst First A gestartet war. In Zusammenarbeit mit stationären Apotheken werden mittlerweile in verschiedenen Städten apothekenpflichtige Arzneimittel und Drogerieprodukte verkauft und innerhalb von 30 Minuten an die Haustür geliefert. Rechtlich wurde das Modell bereits kurz nach dem Start erfolgreich angegriffen und musste angepasst werden.

Da nicht abzusehen ist, wie sich das Geschäft tatsächlich entwickelt, setzt sich der Kaufpreis zusammen aus einer Sofortzahlung in Höhe von 5 Millionen Euro und Erfolgskomponenten über die kommenden vier Jahre: In fünf Tranchen werden je nach Umsatz und Ertrag bis zu 33 Millionen Euro in bar bezahlt. Der Vereinbarung zugrunde liegt der Geschäftsplan des Managements mit dem entsprechend erwarteten Earn-out.

Gelegenheit oder Notverkauf?

Laut Gründerszene könnte der Deal dennoch eher ein Notverkauf gewesen sein: Seit der Anschubfinanzierung in Höhe von einer Million Euro habe es kein weiteres Geld gegeben. Vergeblich habe First A versucht, weiteres Kapital bei Investoren einzusammeln. Das könnte laut Bericht einerseits am finanziell deutlich besser ausgestatten Konkurrenten Mayd gelegen haben: Das Startup der beiden Ex-McMakler-Chefs Hanno Heintzenberg und Lukas Pieczonka hat seit Gründung rund 43 Millionen Euro bei internationalen Investoren eingesammelt.

Andererseits hatten die Geschwister Antonie Jo Nissen und Leif Löhde ihrem ersten Investor Florian Swoboda (Barzahlen.de) stattliche 40 Prozent der Anteile überlassen. „Ein ungewöhnlich hoher Prozentsatz für einen Investor, der viele andere Geldgeber abgeschreckt haben soll“, so Gründerszene.

Nissen dementierte diese Lesart: Es sei kein Notverkauf gewesen, wird sie in dem Bericht zitiert. Man habe auch mehrere Angebote von VCs erhalten, sich aber letztendlich für Shop Apotheke entschieden, „weil wir hier den inhaltlichen Mehrwert sehen“. Bereits seit Ende des Jahres habe man mit Shop Apotheke verhandelt: „Ein strategischer Deal dauert einfach länger in der Vorbereitung.“

Kurando ging pleite

Dass es auch anders laufen kann, zeigt der Fall Kurando: Der parallel zur Konkurrenz unter dem Namen Phastr gestartete Schnelllieferdienst musste im Juni Insolvenz anmelden. Mitgründer Niklas Spiegel hatte bis zuletzt noch auf eine ausstehende Antwort eines potenziellen Investors gehofft. Doch die Rettung blieb aus.

Stefan Feltens, CEO von Shop Apotheke, will den Kund:innen mit First A einen zustäzlichen Service anbieten: „In Europas sowie auch in unserem größten Markt Deutschland haben wir mit der Übernahme des Apothekenlieferdienstes First A unser Serviceangebot und unsere Ausrichtung auf den E-Rx-Markt weiter optimiert. First A ist eine Quick-Commerce-Plattform mit Fokus auf die letzte Meile, die mit ihrem Leistungsversprechen – Lieferung innerhalb von 30 Minuten – schnell expandiert.“

DocMorris: Kaum Geschäft für Partnerapotheken

Bei anderen Versendern sieht man keinen Bedarf: Mit rund 200 bis 250 Partnerapotheken sei DocMorris man in der Lage, 50 Prozent der Lieferregionen abzudecken, so Walter Hess, CEO des Mutterkonzerns Zur Rose. Allerdings sei die Nachfrage gering, er bezifferte den Anteil der auf dem Marktplatz abgewickelten Aufträge auf weniger als 1 Prozent. Mit Blick auf das E-Rezept sei man froh, die eigene Versandapotheke in den Mittelpunkt gestellt und die Partnerapotheken drumherum angesiedelt zu haben.

Apo.com steigt aus

Mit Apodiscounter, dem Flaggschiff von apo.com Group, ist ein großer Versender sogar schon wieder aus dem Hamsterrad ausgestiegen. „Apo Express“ hieß der Lieferservice, der im Dezember 2020 gelauncht wurde. Doch die Resonanz sei hinter den Erwartungen geblieben, sagte CEO Oliver Scheel. „Der Service wurde nicht gut angenommen, es gab gar nicht so viele Aufträge“, so Scheel. Er bezifferte das Volumen auf weniger als 2 Prozent. Heute werde der Service nur noch vereinzelt im Raum Leipzig/Halle angeboten. „Same Day ist überzogen“, so Scheel. Es gebe nur wenige echte Bedarfsfälle, die die zusätzlichen Kosten und ökologischen Folgen rechtfertigten. Aus seiner Sicht ist die Apotheke vor Ort in der Akutversorgung konkurrenzlos. „Der Bereich wird durch die traditionelle Apotheke sehr gut abgedeckt. Als reine Online-Apotheke sind wir strukturell gar nicht in der Lage, den Akutbedarf zu decken.“

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