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Apotheker verhandeln um CoBox-Erbe

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Ende Juli war klar, dass das Unternehmen CoBox zahlungsunfähig und überschuldet ist. Am 1. August wurde das Insolvenzverfahren formal eröffnet. Heute fand die erste Gläubigerversammlung statt. Noch ist der Insolvenzverwalter dabei, die Verhältnisse zu ordnen. Doch es zeichnet sich ab, dass die zur Verfügung stehende Masse nicht ausreicht, um alle Forderungen zu decken. Die geschädigten Apotheker werden vermutlich auf ihren Investitionen sitzen bleiben.

Auf dem Papier hat die CoBox Außenstände von rund 360.000 Euro. Darin enthalten sind aber noch nicht die Forderungen von Apothekern, die sich einen Standort gesichert hatten und dafür in Vorleistung gegangen waren. Mindestens zwölf solcher Vereinbarungen soll CoBox-Chef Ulrich Baudisch geschlossen haben, die Schutzgebühr lag durchschnittlich bei 63.000 Euro. Bislang sind diesbezüglich Forderungen von knapp 650.000 Euro eingegangen.

Über diese Vorauszahlungen werden die betroffenen Apotheker möglicherweise noch vor Gericht streiten müssen. Denn aus Baudischs Sicht wurde die Gegenleistung in Form der Schutzgebühr bereits erbracht - ein teurer Platzhalter.

Auch innerhalb der Firmengruppe um die CoBox gibt es Einiges zu entwirren. Baudisch hatte das Unternehmen im April 2009 zusammen mit Jörg Gratz als GmbH gegründet. Mit einer Kapitalerhöhung und neuen Aktionären war die Gesellschaft im Dezember 2009 in eine AG umgewandelt worden.

Größter Aktionär ist heute die Baumgärtner GmbH, weitere Anteile halten die Firma Selecta-Werk sowie die Vorstände Baudisch und Gratz. Vorsitzende im Aufsichtsrat war zuletzt Baudischs Frau Silvia. Gratz hat sich allerdings nach eigenen Angaben bereits im April 2010 aus dem Unternehmen zurückgezogen und seinen Vorstandsposten niedergelegt. Baudisch habe dies jedoch nicht angemeldet.

Gleichzeitig war Baudisch mit seiner anderen Firma, der Baudisch GmbH, als Dienstleister für die CoBox aktiv. Diese hat seit September 2010 nicht zuletzt das Personal gestellt. Monatlich sollen bis zu 70.000 Euro geflossen sein. Auch die Geschäftsräume hatte Baudisch vermittelt und Miete kassiert. Allein in den letzten neun Monaten soll fast eine Million Euro als Fremdleistung von der CoBox AG in die Baudisch GmbH geflossen sein.

Ein Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2010/2011 fehlt. Laut einer betriebswirtschaftlichen Auswertung von Juli 2010 bis April 2011 steht allein in diesem Zeitraum ein Verlust von rund einer halben Million Euro. Auch im Vorjahr hatte die CoBox rote Zahlen in sechsstelliger Höhe geschrieben. Seit Juni konnte das Unternehmen seine Rechnungen nicht mehr begleichen. Die vier Mitarbeiter hatte Baudisch bereits im Juni und Juli entlassen, seit Mai aber schon nicht mehr bezahlt.

Zu klären ist noch die Frage, was mit einem Darlehen in Höhe von 150.000 Euro passiert, das Baumgärtner der CoBox gewährt hatte. Als Gegenleistung soll er dafür die Schutzrechte an der CoBox haben. Im Insolvenzverfahren wird derzeit aber noch überprüft, ob dies anfechtbar ist.

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