Indonesien

Vogelgrippe kaum zu kontrollieren

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Mit 124 bestätigten H5N1-Infektionen und 100 Todesfällen ist Indonesien nicht nur mit Abstand das am schlimmsten betroffene Land der Welt, es hat auch die höchste Sterberate bei den registrierten Fällen der Vogelgrippe beim Menschen. Bei 220 Millionen Einwohnern in mehr als 70.000 Dörfern und mehr als 1,4 Milliarden Hühnern sei „die Herausforderung, die Vogelgrippe unter Kontrolle zu halten, umso schwieriger“, sagte der Chef der Vogelgrippe-Kommission, Bayu Krishnamurthi. Die Sterberate sei im vergangenen Jahr auf 88 Prozent gestiegen.

„Indonesien gehört zu den Hochrisikoländern“, erklärte auch Christoph Müller, Delegationsleiter des Deutschen Roten Kreuzes in Indonesien. „Traditionelle Lebensweisen der Bevölkerung in Städten und auf dem Land, in engem täglichen Kontakt mit Geflügel, erschweren die Prävention der Übertragung.“ Das Rote Kreuz konzentriert sich bei seiner Arbeit darauf, die Bevölkerung aufzuklären. In Gemeindezentren werden Poster ausgehängt, Ortskräfte werden geschult: „Die Aufklärung und die Vorbereitung auf den Ernstfall laufen gut“, berichtet Müller.

Der Ernstfall wäre eine Pandemie durch ein mutiertes Vogelgrippevirus, das leicht von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Anzeichen dafür gibt es bislang allerdings nicht. Nach WHO-Angaben würde die Entwicklung eines passenden Impfstoffes mindestens ein halbes Jahr, womöglich doppelt so lange dauern. Allerdings ist die Entwicklung eines Impfstoffs schwierig, weil sich die Erreger ständig verändern. Indonesien hat zudem die Weitergabe von Virenproben wiederholt verweigert, da die Regierung fürchtet, große Pharmakonzerne könnten mit dem Material kommerzielle Impfstoffe entwickeln, die der Staat dann nicht bezahlen könnte.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte in 14 Ländern insgesamt 221 Vogelgrippe-Tote und 353 H5N1-Infektionen bei Menschen verzeichnet, meist in Asien und Afrika. Viele Länder haben sich inzwischen mit antiviralen Arzneimitteln bevorratet. Diese könnten im Falle einer Pandemie zumindest Zeit verschaffen, bis Wissenschaftler eine spezielle auf das veränderte Virus zugeschnittene Therapie entwickelt haben. Allerdings hatten Experten zuletzt die Wirksamkeit der Neuraminidase-Hemmer Tamiflu (Oseltamivir) und Relenza (Zanamivir) in Frage gestellt.

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