Schweiz

Exklusivgroßhändler für Louis Widmer

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Berlin -

Mit Depotverträgen versuchen die Hersteller frei verkäuflicher Marken, ihre Produkte möglichst exklusiv zu halten: Die Handelspartner müssen Vorgaben bei Preisbildung und Platzierung beachten; ein Abverkauf in Schütten soll damit genauso ausgeschlossen sein wie der Weiterkauf an andere Zwischenhändler. Allerdings haben die Apotheken wegen des parallelen Lieferwegs mehr Aufwand beim Wareneingang. In der Schweiz nimmt Louis Widmer jetzt einen Großhändler unter Vertrag.

Bislang konnten die Apotheken und Drogerien als Depotpartner Widmer-Produkte nur direkt bestellen. Gemeinsam mit Galexis hat der Hersteller nun ein Programm aufgelegt, bei dem die Ware alternativ über den Großhändler als Exklusivpartner bezogen werden kann. In den vergangenen Monaten lief die Pilotphase, ab Jahresbeginn können die Apotheken direkt beim Hersteller oder bei Galexis bestellen. Bis vergangenen Freitag mussten sich die Depotpartner für einen Bezugsweg entscheiden.

Laut Widmer können die Apotheken mit dem neuen Modell ihre Prozesskosten reduzieren, indem sie die Ware zusammen mit ihrer restlichen Bestellung bei Galexis bestellen. Der Hersteller verspricht den Apotheken dabei dieselben Konditionen: Die Rückvergütungen in Form von Basis- und Steigerungsbonus werden weiterhin durch Widmer abgerechnet; Galexis meldet die entsprechenden Warenbezüge einfach weiter.

Zusätzlich können die Widmer-Partner aber auch ihre Position beim Großhändler verbessern: Die Bezüge führten zu einer höheren Einstufung in den Galexis-Kundenkategorien, heißt es. Unklar ist derzeit, ob nur die Kosmetikprodukte oder auch die dermatologischen Präparate etwa zur Behandlung von Akne in die Berechnung einfließen, die an alle Apotheken vertrieben werden. Dann hätten Depotpartner womöglich einen Vorteil.

Für Galexis ist der Deal eine gute Möglichkeit, Kunden zu binden oder sogar zu gewinnen. In der Schweiz bestellen die Apotheken üblicherweise 90 Prozent ihrer Ware bei einem Großhändler. Bei der Berechnung der Konditionen spielt neben der Anzahl der Touren der Umsatz eine wichtige Rolle. Apotheken, die derzeit kaum bei Galexis bestellen, könnten sich nun zweimal überlegen, wem sie ihre Aufträge übermitteln. Dazu kommt, dass der Großhändler vor einem Jahr sein Vertriebszentrum in Niederbipp erweitert und damit Platz für neue Kunden geschaffen hat.

Für den Großhändler ist es nicht die erste exklusive Partnerschaft: Seit 2008 werden die Parfums von Procter & Gamble (P&G) exklusiv über Galexis an die rund 550 Depositäre ausgeliefert. Während reine Parfümerieketten wie Douglas oder die großen Warenhäuser weiter direkt beliefert werden, hatte der US-Konzern für die Belieferung der Apotheken den Marktführer eingespannt. Im Halbjahrestakt sollten neue exklusive Lieferverträge geschlossen werden, kündigte der damalige Galexis-Chef Jean-Claude Clémençon seinerzeit an.

Bei der Entscheidung für den neuen Partner dürfte bei Widmer nicht nur die führende Position von Galexis im Großhandel eine Rolle gespielt haben. Zum Mutterkonzern Galenica gehören rund 250 eigene Apotheken, die unter den Marken Amavita, Sunstore und Coop Vitality auftreten. Mit noch einmal so vielen Partnerapotheken betreibt Galenica das größte Apothekennetz in der Schweiz. Außerdem gehören die Versandapotheke Mediservice und das Blisterzentrum Medifilm zum Konzern, an dem Walgreens-Chef Stefano Pessina mit rund 20 Prozent beteiligt ist. Spannend wird, wie andere Apothekenketten und -verbünde auf die Zusammenarbeit reagieren.

Widmer wurde 1960 von Louis-Edouard Widmer und seinem Sohn Louis-Max Widmer in Uitikon bei Zürich gegründet. In dritter Generation ist seit 2002 Annemarie Widmer in der Geschäftsleitung für das Marketing verantwortlich. Im kommenden Jahr stehen Wechsel im Management an: Goetz Winter löst im Februar Roland Kuh als Firmenchef ab, der in Ruhestand gehen wird. Im April folgt Dr. Marcel Langenauer auf Geschäftsleiter Hans-Jürg Furrer, der sich ebenfalls in die Rente verabschiedet.

Louis Widmer bietet verschiedene Serien wie Remederm für sehr trockene Haut, Skin Appeal bei unreiner Haut sowie Sonnenschutzprodukte an. Zum Sortiment gehören auch Dermatologica wie Mittel gegen Akne, Herpes, Hyperpigmentierung sowie zur Wundbehandlung. Die Produkte werden in Apotheken und Drogerien vertrieben.

Das Familienunternehmen mit Sitz in Schlieren bietet die Hautpflegeprodukte europaweit über fünf Tochtergesellschaften in Deutschland, Österreich, Finnland, Belgien und Holland an. In anderen Ländern gibt es Vertriebspartnerschaften. Mehr als 250 Mitarbeiter sind im Unternehmen beschäftigt.

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