Schweiz

Galenica kauft Blisterzentrum

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Berlin -

Der schweizerische Pharmagroßhändler und Kettenbetreiber Galenica steigt

in die Verblisterung von Arzneimitteln ein. Für einen unbekannten

Kaufpreis übernimmt der Konzern, an dem Alliance Boots ein Viertel der

Anteile hält, die Firma Medifilm. Diese fertigt als Lohnhersteller für

Apotheken, die Heime versorgen, patientenindividuelle Schlauchbeutel. Galenica will das noch relativ junge Thema nun vorantreiben.

Medifilm gibt es seit 2007. Der Pharmazeut Markus Meier hatte in seiner Apotheke in Solothurn einen Blisterautomaten angeschafft und konfektionierte für seine eigenen Kunden. Um auch andere Apotheken beliefern zu können, gründete er zusammen mit vier Geschäftspartnern das Unternehmen. Mittlerweile ist Medifilm von der Arzneimittelaufsicht als Lohnhersteller anerkannt.

Heute gibt es bei Medifilm drei Maschinen von HD Medi, die nach den Bedürfnissen umgerüstet wurden. Beliefert werden 2500 Patienten; wie viele Apotheken Kunden sind, wird nicht verraten. Echte Konkurrenz gibt es so gut wie nicht: Laut Meier gibt es in der gesamten Schweiz gerade einmal ein halbes Dutzend Blisterautomaten, allesamt in Apotheken. Größter Konkurrent ist Zur Rose: Ärzte, die Heimpatienten betreuen, leiten ihre Rezepte vielfach an die eigene Versandapotheke weiter anstatt an die Apotheke vor Ort.

Die Apotheken zahlen an Medifilm eine Gebühr, die sie vom Heim aus der Pflegepauschale oder bei Patienten in betreutem Wohnen über die Compliance-Pauschale refinanzieren können. Letztere liegt bei umgerechnet 17 Euro pro Woche.

Das Besondere: Weil es in der Schweiz keine Rabattverträge gibt, kann Medifilm selbst entscheiden, welche Hersteller zum Zuge kommen. Dafür überträgt die Apotheke dem Herstellbetrieb das Substitutionsrecht. Normalerweise gibt es laut Meier einen Vertragspartner pro Wirkstoff; bei kritischen Indikationen wie Antiepileptika werden die Kassetten ausgewechselt.

Die Dienstleistungen von Medifilm sollen nun allen Kunden angeboten werden, die Heime beliefern – also auch, aber nicht nur die eigenen Kettenapotheken. Daher bleibt das Blisterzentrum mit derzeit 25 Mitarbeitern als eigenständige Gesellschaft erhalten.

Galenica sieht die Verblisterung als wachsenden Markt und will mit Medifilm die Nachfrage landesweit abdecken. Bislang stand vor allem die Deutschschweiz im Visier, nun sollen auch die Romandie und das Tessin angegangen werden. Die Logistik ist gesichert: Medifilm sitzt in Oensingen, 50 Kilometer südlich von Basel und in direkter Nachbarschaft des Logistikzentrums von Galenica.

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