Schweden

Norwegische Verhältnisse für Boots, Celesio und Phoenix

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Kleine Ketten, große Ketten, Einzelapotheken: Eigentlich wollte die schwedische Regierung nach der Liberalisierung einen bunten Apothekenmarkt mit möglichst vielen unterschiedlichen Anbietern. Doch jetzt entwickelt sich eine gefährliche Eigendynamik: Die ersten Kettenbetreiber steigen aus dem Großhandelssystem aus und ziehen eigene Lieferwege auf. Kommt es zu einem Dominoeffekt, könnte am Ende ein Oligopol wie im Nachbarland Norwegen stehen - nur diesmal ohne Boots, Celesio und Phoenix.

Derzeit gibt es nur zwei Großhändler in Schweden: die Oriola-Tochter Kronans Droghandel (KD) und die Phoenix-Tochter Tamro. Beide Unternehmen vertreiben jeweils exklusiv die kompletten Sortimente bestimmter Hersteller (so genannter Einkanal-Vertrieb) und beliefern folglich alle Apotheken.

Dass das System unter Druck geraten würde und dass als erstes die großen Kettenbetreiber handeln würden, war von Anfang an klar. Weil schwedische Apotheken in der Regel größer sind als deutsche, könnte sich der eigene Großhandel nach Meinung von Branchenkennern bereits ab 300 Apotheken lohnen.

Vergleichsweise spät kommt daher jetzt der Umbruch. Bis Januar will die größte private Apothekenkette Hjärtat einen eigenen Vollsortimenter aufstellen und selbst mit den Herstellern verhandeln; die ersten Gespräche laufen bereits. Die Verträge mit den beiden bisherigen Großhändlern werden gekündigt.

Hjärtat arbeitet mit der Spedition „Green Cargo“ zusammen; der Vertragspartner ist verantwortlich für Lagerhaltung und Transport. Aus dem Großhandelszentrum im südschwedischen Norrköping sollen alle 270 Filialen beliefert werden - bis zu zweimal am Tag. Auch Apotheken in weit abgelegenen Regionen in Nordschweden sollen gut versorgt werden.


Der Staatsbetrieb Apoteket plant einen ähnlichen Schritt: Dem Vernehmen nach steht die auf 330 Filialen geschrumpfte Kette kurz vor Abschluss eines Exklusivvertrages mit dem Logistikunternehmen Schenker. Der dritte große Player, KD, will sich im Moment nicht festlegen, dürfte aber schnell nachziehen, wenn die Hersteller sich auf das System der rückwärts integrierten Vollversorger einlassen. KD betreibt in Zusammenarbeit mit den Coop-Supermärkten rund 200 Apotheken und müsste im Ernstfall sein Großhandelsgeschäft auf neue Füße stellen.

Sollten die drei großen Ketten ihre Pläne umsetzen, würden 800 der 1200 schwedischen Apotheken nicht mehr über den freien Markt versorgt. Für Phoenix wäre der Zusammenbruch des bisherigen Systems eine Katastrophe: Erst vor einem Jahr hatte Tamro seine 32 Apotheken an Hjärtat verkauft, um sich als unabhängiger Großhändler zu positionieren.

Doch auch Celesio und Alliance Boots haben in Schweden bislang nicht die Größe, um ihr Geschäft zu vertikalisieren. Ihnen droht eine völlig ungewohnte Situation: Sie könnten, wie die anderen kleinen Ketten und einzelnen Apotheken, am Ende auf Phoenix oder einen der als Ketten-Großhändler angewiesen sein. Norwegische Verhältnisse für paneuropäische Pharmahändler.

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