Italien

„Freitag des Feuers“ in Apotheken

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Italiens Apotheker müssen in diesen Tagen mit dem geballten Unmut der Patienten umgehen können. Wegen eines Spargesetzes der Regierung wurden die Erstattungspreise aller in Italien verfügbaren Generika drastisch gesenkt. Da die Hersteller sich weigern, ihre Preise anzupassen, müssen die Patienten die Differenz aus der eigenen Tasche zahlen. Apotheker im gesamten Land hatten am Freitag die Aufgabe, ihren Kunden die Auswirkungen des Spargesetzes zu erklären.

Mit einer Generikaquote von weniger als 7 Prozent liegt Italien auf einem der hinteren Plätze in Europa. Um den maroden Gesundheitssektor zu sanieren, hat die Arzneimittelbehörde nun ausgerechnet die Erstattungspreise fast aller Generika gesenkt. Maximal 40 Prozent, mindestens aber 2 Euro wurden pro Packung gestrichen. Die Behörde erhofft sich jährliche Einsparungen von 830 Millionen Euro; bereits in diesem Jahr sollen rund 600 Millionen Euro eingespart werden.

Doch nur die wenigsten Generika-Hersteller ziehen mit: Nur wenige Unternehmen sind den „Empfehlungen“ der Behörde gefolgt und haben ihre Verkaufspreise gesenkt: Es sei schlichtweg nicht möglich, in einem Markt mit einem Volumen von etwa 3 Milliarden Euro 600 Millionen Euro zu sparen, sagte ein Sprecher des italienischen Generikaverbandes. Der Patient müsse daher mit „moderaten Zuzahlungen“ rechnen.

Vergeblich hatte der italienische Apothekerverband in der vergangenen Woche versucht, die Arzneimittelbehörde davon zu überzeugen, die Preisänderung zu verschieben: „Die Bürger könnten über plötzliche Zuzahlungspflichten sehr verärgert reagieren“, hatte der Verband gewarnt. In der Tat beschwerten sich am Freitag dann zehntausende Patienten in ihrer Apotheke. Einige Pharmazeuten sprachen in Medienberichten sogar vom „Freitag des Feuers“ in den Apotheken.

Die Apotheker fürchten, dass der Preisschnitt auch sie trifft: Schließlich werden in Italien die Apotheken prozentual nach Abgabepreis vergütet. „Solch eine drastische Preissenkung an diesen Arzneimitteln könnte für die Apotheken zu großen wirtschaftlichen Schäden führen“, so der Apothekerverband. Außerdem biete das derzeitige Honorarmodell keine Anreize, Generika abzugeben. Ein weiteres Problem: Kaum ein Hersteller zahlt in Italien Lagerwertausgleiche; im Endeffekt könnten die Apotheken daher auch auf den Lagerverlusten sitzen bleiben.

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