Brexit: UK bunkert Arzneimittel für den Ernstfall APOTHEKE ADHOC, 04.08.2020 14:00 Uhr
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Getrennte Wege, aber noch kein Fahrplan: Die Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien stecken fest – nun hat die britische Regierung dazu aufgefordert, für den Notfall Arzneimittelreserven aufzubauen. Foto: Pixabay
Berlin - Bei der britischen Regierung wächst angesichts von Brexit und Covid19-Pandemie die Angst vor massiven Arzneimittelengpässen. Das britische Gesundheitsministerium hat pharmazeutische Hersteller in einem Schreiben dazu aufgefordert, mit Blick auf den Brexit Arzneimittelvorräte anzulegen. Durch die Coronapandemie sei bereits jetzt die Versorgung mit vielen Gütern schwierig – und Ende des Jahres verlässt das Vereinigte Königreich EU-Binnenmarkt und Zollunion, ohne dass die Gespräche über ein neues Handelsabkommen bisher sonderlich weit gekommen wären.
Über der britischen Insel braut sich derzeit ein Sturm zusammen: Während das Land nach Fallzahlen und Todesopfern so stark von der Covid19-Pandemie getroffen wird wie kein anderes europäisches Land, tickt die Uhr zum Ende der Übergangsperiode nach dem Brexit. In dem am Montag veröffentlichten Schreiben betont das Gesundheitsministerium gegenüber den Unternehmen, dass die Regierung trotz der Pandemie keine Verlängerung der Übergangsperiode über den 31. Dezember hinaus beantragen werde. Selbst wenn sie wollen würde: Die Frist dazu ist ohnehin bereits am 30. Juni abgelaufen.
Also erwarten die Briten ab Januar Grenz- und Zollkontrollen, die die britische Regierung in einem Drei-Stufen-Verfahren bis Juli 2021 einführen will. Die Sorgen, dass sich dann zwischen Dünkirchen, Calais und Coquelles auf der einen sowie zwischen Dover und Folkstone auf der anderen die LKW in langen Schlangen reihen, sind auch angesichts der Pandemie längst nicht vom Tisch. „Unser gemeinsames Ziel sollte es deshalb sein, mögliche Unterbrechungen der Versorgung des Vereinigten Königreichs mit allen Kategorien von medizinischen Produkten zu mindern“, so das Schreiben.
Neben guter Vorbereitung auf die anstehenden Grenz- und Zollkontrollen sowie der verstärkten Nutzung alternativer Routen, um das Nadelöhr am Kanal nicht zu verstopfen, sollen die Unternehmen demnach auch auf das Schlimmste gefasst sein, nämlich ein zumindest teilweises Abreißen des Nachschubs. „Wir ermutigen die Unternehmen, die Bevorratung zu einem zentralen Element ihrer Kontingentpläne zu machen und ersuchen die Industrie, wo immer möglich einen Vorrat für sechs Wochen auf britischem Boden anzulegen“, so das Gesundheitsministerium.
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