Anbieter verharmlost Gematik-Anhörung

Medisign: Keine massiven Verzögerungen

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Berlin -

Die Gematik hat ein Anhörungsverfahren gegen Medisign gestartet, nachdem es zu Verzögerungen beim Kartentausch gekommen war. Der Anbieter weist den Vorwurf massiver Probleme zurück und spricht von einer Routineprüfung. „Es handelt sich noch nicht um ein Sanktionsverfahren, sondern um eine standardisierte Maßnahme zur Klärung und Transparenz.“

Die Gematik hat wegen anhaltender Probleme mit Medisign ein Anhörungsverfahren eingeleitet. Hintergrund sind massive Lieferverzögerungen beim Austausch von elektronischen Heilberufeausweisen (eHBA), die für Apotheken teils betriebsgefährdend waren. Die Gematik prüft nun Maßnahmen gegen Medisign, da der fristgerechte Kartentausch gefährdet scheint.

Der Grund für den Austausch: Bis Jahresende muss die Telematikinfrastruktur (TI) auf neue europarechtlich geforderte Verschlüsselungsverfahren (von RSA auf ECC) umgestellt werden. Das betrifft Konnektoren, eHBA, SMC-B und weitere TI-Komponenten. Da die Zeit knapp ist, warnt die Gematik vor weiteren Lieferengpässen und rät Apotheken, umgehend ihre Karten zu prüfen und gegebenenfalls neu beantragen zu lassen.

Anhörung zu Qualitätszwecken

Das laufende Anhörungsverfahren der Gematik ist nach Angaben von Medisign „ein formaler Bestandteil des regulären Prozesses, den die Gematik zur Qualitätssicherung einsetzt.“ Es handele sich demnach „noch nicht“ um ein Sanktionsverfahren, „sondern um eine standardisierte Maßnahme zur Klärung und Transparenz.“ Dazu stehe Medisign in „kontinuierlichem Austausch“ sowohl mit der Gematik als auch mit weiteren beteiligten Partner:innen, „um einen reibungslosen und fristgerechten Ablauf zu gewährleisten.“

Medisign: Keine Verzögerungen bei eHBA

Laut Medisign komme es derzeit nicht zu massiven Verzögerungen: „Wir verzeichnen erhebliche Fortschritte beim Austausch der eHBA.“ Mehr als 1000 von insgesamt rund 6000 Ausweisen seien in der vergangenen Woche „erfolgreich produziert worden.“

Damit sind Medisign zufolge innerhalb einer Woche alle von Apothekerinnen und Apothekern im Rahmen des Sondertauschs bestellten eHBA geliefert worden.

„Die verbleibenden Karten gehen nach Bestellung sofort in die finale Bearbeitung und werden umgehend geliefert.“ Damit liege Medisign nach eigener Ansicht im Zeitplan, um die vorgegebenen kryptografischen Umstellungen bis Anfang Dezember umzusetzen.

Rückstände aus Systemumstellung

Unabhängig vom aktuellen Sondertausch räumt Medisign ein, dass es infolge einer umfassenden Systemumstellung zuvor zu längeren Lieferzeiten gekommen sei. Diese betreffe „aktuell leider noch einen kleinen Teil unserer Kunden, die vor der Migrationsphase ihre Anträge gestellt hatten.“

Der Anbieter erklärt: „Wir bedauern diesen Umstand sehr und arbeiten mit Hochdruck daran, diese Anträge zeitnah bearbeiten zu können und verschiedene Prozesse und Funktionalitäten im Rahmen der Erst- und Folgekartenbeantragung zu optimieren.“

Dazu seien zusätzliche Produktions- und Supportkapazitäten aufgebaut worden, um die Bestellungen schneller bearbeiten zu können. Wo nötig, würden betroffene Apotheken individuell unterstützt.

Medisign rechne damit, den Kartentausch für alle Apotheken innerhalb der nächsten Wochen fertigzustellen „und die Umstellung auf das neue kryptografische Verfahren fristgerecht abzuschließen.“

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