18 Ausbrüche genauer untersucht

Sars-CoV-2-Übertragung: Was Abstand und Maske wirklich bringen

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Berlin -

Mit Blick auf die steigenden Erkrankungszahlen und den bevorstehenden Herbst wird die Diskussion um das Festlegen von Schutzmaßnahmen in Bezug auf Sars-CoV-2 lauter. Verschiedene Untersuchungen liefern Daten zur Übertragung: Die UK Health Security Agency (UKHSA) hat sich 18 Covid-Ausbrüche genauer angeschaut – demnach reicht ausschließliches Abstandhalten nicht aus, um sich vor einer Ansteckung zu schützen.

Geschlossene Räume als Risiko

Das UKHSA hebt hervor, dass Sars-CoV-2 bei 16 der 18 untersuchten Ausbrüche auch über größere Entfernungen hinweg übertragen wurde. „In den 16 Studien erhöhten ein oder mehrere Faktoren plausibel die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung über große Entfernungen in der Luft, insbesondere unzureichender Luftaustausch, gerichteter Luftstrom und Aktivitäten, die mit einer erhöhten Emission von Aerosolen verbunden sind, wie z. B. Singen oder laut sprechen.“

Basierend auf diesen Ergebnissen würden Restaurants, öffentliche Verkehrsmittel und Büros, sowie Räumlichkeiten mit unzureichender Belüftung das Risiko für Ansteckungen massiv erhöhen – vor allem in Kombination mit dem Ausstoß größerer Aerosolmengen. „Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Bewertung der Belüftung, insbesondere in Innenräumen, in denen Menschen andere Personen außerhalb ihres Haushalts treffen.“

Positionspapier für Aerosol-Aufklärung

Im vergangenen Herbst ist auch die interdisziplinäre Kommission für Pandemieforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) entstanden. An der Erstellung waren unter anderem Expert:innen aus den Bereichen Aerosolforschung, Strömungsmechanik, Epidemiologie und Infektionsforschung beteiligt. Ein wissenschaftliches Positionspapier hatte darüber informiert, wie sich Infektionen durch Aerosole vermeiden lassen. Das Team verwies vor einem Jahr bereits auf aktuelle Modellierungen, welche voraussagen, dass eine dauerhafte Kontrolle der Pandemie mit realistischen Impfanteilen allein nicht zu erreichen sei und Maßnahmen für einen nachhaltigen Infektionsschutz langfristig notwendig sind.

Direkte und indirekte Infektionen unterscheiden

Grundsätzlich sei wichtig zwischen direkten und indirekten Infektionen zu unterscheiden: Bei einer direkten Infektion werden Aerosolpartikel – die zum Beispiel beim Atmen, Sprechen, Husten oder Niesen entstehen – über kurze Distanz direkt von Mensch zu Mensch übertragen. Da eine hohe Virenlast besteht, kann es hier bereits innerhalb weniger Minuten auf engem Raum – beispielsweise bei Unterhaltungen, in Schulen, Büros oder öffentlichen Verkehrsmitteln – zu Infektionen kommen.

Bei der indirekten Infektion werden infektiöse Aerosolpartikel, die sich über mehrere Stunden in Innenräumen angereichert haben, übertragen. Hier sind jedoch längere Verweilzeiten von mehr als 15 Minuten nötig. Allerdings kann es dabei auch unter Einhaltung der Abstandsregeln zu Infektionen kommen, da die Partikel mit der Luftströmung auch größere Strecken zurücklegen.

Das bedeutet: Innerhalb geschlossener Räume sind sowohl direkte als auch indirekte Übertragungen möglich. Hier sind die notwendigen Schutzmaßnahmen daher besonders wichtig. Im Freien sind praktisch nur indirekte Infektionen möglich, da die Virenlast schnell verdünnt wird und Partikel schneller abtransportiert werden. „Daher sind im Freien oft geringere Schutzvorkehrungen notwendig als in Innenräumen.“ Grundsätzlich rieten die Expert:innen immer eine Kombination aus Maßnahmen zur Verhinderung von direkten Infektionen (Kontaktvermeidung, Abstandsregeln, Masken, Schutzwände) und indirekten Infektionen (Lüften, raumlufttechnische Anlagen, effiziente mobile Raumluftreiniger, geeignete Masken) anzuwenden.

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