Neun Hersteller mit im Rennen

Remdesivir: Generika sollen schnell folgen

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Berlin -

Am vergangenen Freitag erhielt Gilead für sein antivirales Mittel Remdesivir die beschränkte Zulassung zur Therapie von schweren Covid-Verläufen für Kinder ab 12 Jahren. Nun informiert der US-Konzern darüber, dass Lizenzen für die Produktion an insgesamt neun Generikahersteller verkauft wurden. Die Erhöhung der Produktionskapazitäten soll demnach dazu dienen, dass das Mittel auch in weniger wohlhabenden Ländern zu einem angemessenen Preis angeboten werden kann.

Remdesivir wurde am vergangenen Freitag in Europa zur Behandlung von Covid-19 zugelassen. Die EU-Kommission hat der bedingten Zulassung zugestimmt. Das antivirale Mittel ist in den USA und in Japan bereits auf dem Markt. Die Gabe von Remdesivir soll eine Hospitalisierung im Schnitt um vier Tage verkürzen. Um das Mittel auch in Ländern wie Indien und in Afrika zu erschwinglichen Preis anbieten zu können, hat Gilead Lizenzen für Remdesivir verkauft. Insgesamt neun Generikahersteller können das antivirale Medikament somit nachproduzieren.

Die Generikahersteller sitzen unter anderem in Indien, Pakistan und Ägypten. Die Produktion in diesen Ländern soll auch nur für Staaten genutzt werden, die sich die Therapie ansonsten nicht leisten können. So soll der weltweite Bedarf schnellstmöglich gedeckt werden. Im Abkommen zwischen Gilead und den Generikaherstellern ist festgehalten, dass die generische produzierten Präparate für insgesamt 127 Länder verwendet werden dürfen.

Mit dabei: Mylan

Mylan ist einer der neun Hersteller, die Lizenzen für Remdesivir erhalten haben. In der Produktionsstätte in Indien soll Remdesivir hergestellt werden und unter dem Namen Desrem vertrieben werden. Die ersten Chargen sollen laut Unternehmensaussagen noch im Juli verfügbar sein. Der Preis steht auch schon fest: Umgerechnet rund 57 Euro soll eine komplette Therapie kosten. Zum Vergleich: Gilead hatte in Amerika einen Preis von 390 Dollar pro Einmaldosis für die staatlichen Krankenversicherungssysteme Medicaid/Medicare bekannt gegeben. Daraus ergibt sich bei einer standardmäßig angesetzten Therapiedauer von fünf Tagen ein Gesamtpreis von 2340 Dollar pro Patienten.

„Mylan und Gilead Sciences arbeiten seit vielen Jahren zusammen, um Menschen mit qualitativ hochwertigen Medikamenten zu versorgen. Gemeinsam haben wir bereits erhebliche Fortschritte erzielt, um die Inzidenz von Infektionskrankheiten, einschließlich HIV weltweit zu verringern“, sagte Rajiv Malik, President von Mylan. „Unsere Zulassung ist ein wichtiger Meilenstein für Mylan, für die weltweite Community im Bereich der öffentlichen Gesundheit und vor allem für Patienten, die gegen diese Pandemie kämpfen.“

Hoher Preis für Amerika & Co.

Gilead begründete den Preis unter anderem mit der verkürzten Hospitalisierungsdauer: Liege der Patient vier Tage weniger im Krankenhaus, so könnten Kosten eingespart werden. Die Einsparungen würden sich bei einer intensivmedizinischen Betreuung auf etwa 12.000 Dollar belaufen – weitaus mehr, als eine fünftägige Remdesivir-Therapie kostet. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um das erste Virostatikum, für das in klinischen Studien eine Wirksamkeit gezeigt werden konnte. Daniel O'Day, CEO bei Gilead, kündigte bereits Ende Juni generische Versionen des Medikaments mit geringerem Preis für bedürftigere Länder an.

Studien erfolgreich

Gilead hatte die Ergebnisse der Phase-III-Studie mit Remdesivir Anfang Juni bekannt gegeben. Eine intravenöse Gabe des antiviralen Mittels über fünf Tage erzielte eine signifikante Zustandsverbesserung des Patienten im Vergleich zu Erkrankten, die eine Standardbehandlung erhielten. Der Pharmakonzern denkt bereits über andere Darreichungsformen nach und forscht an neuen Formulierungen.

 

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