Standesvertretung

Petition für „Apothekerkammer Nord“

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Berlin -

Nach Norden hin wird es kleinteilig: Zusammen bringen es die Kammerbezirke Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein auf knapp 1600 Apotheken – so viele wie in Hessen und deutlich weniger als in Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein und Westfalen-Lippe. Die Apotheker in Hamburg würden ihre Kammer gerne mit denen der umliegenden Länder fusionieren – doch die Kollegen wollen bislang nicht. Weil im Haushalt Geld fehlt und die Umstellung der Beitragsordnung in Ferne gerückt ist, steht jetzt die nächste Offensive aus der Hansestadt an. Diesmal von der Basis.

 

Holger Gnekow, Inhaber der Privilegierten Adler Apotheke und bekannt für 16-stündige Öffnungszeiten an 365 Tagen im Jahr, hat eine Petition zur Gründung einer „Apothekerkammer Nord“ gestartet. Im Internet können Kollegen für die Fusion der drei Kammerbezirke stimmen; aus jedem Bundesland hofft Gnekow auf 500 Unterschriften. Am ersten Tag sind 55 Ja-Stimmen eingegangen.

Gnekow argumentiert, dass es kleine Kammern per se finanziell schwieriger hätten und dass die Verwaltung rationeller gestaltet werden müsse. Auch die geplante Umstellung die Beitragsordnung in Hamburg habe primär den Zweck gehabt, „den defizitären Haushalt in der Zukunft ausgleichen zu können“. 10 Prozent fehlen laut Gnekow im Budget für 2013. Die herkömmlichen Maßnahmen zur Kosteneinsparung seien ausgeschöpft.

Die drei norddeutschen Apothekerkammern sind laut Petition alleine nicht überlebensfähig. Rückläufige Umsatzentwicklungen mit zum Teil drastischen Gewinneinbrüchen gefährdeten eine nachhaltige Finanzierung. „Die massive Anhebung von Beiträgen für Apotheken und Mitarbeiter kann keine Lösung sein.“

Durch die Fusion könnten erhebliche Synergieeffekte erzielt werden: Kosten ließen sich etwa durch die Zusammenlegung von Vorständen, Geschäftsstellen und Immobilien, aber auch Fortbildungen und QM-Beauftragten senken. Außerdem, so Gnekow, gebe es endlich mehr Bewerber um die Spitzenpositionen.

 

 

Weil der Vorstand seit Jahren diesbezüglich nicht vorangekommen sei, will der Apotheker nun Druck machen. Das Ergebnis der Mitgliederbefragung soll an die zuständigen Senatoren und Minister geschickt werden und diese überzeugen. Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen kontert, es gebe seit langem Gespräche. Doch in den anderen Bezirken werde das Vorhaben skeptisch bis ablehnend gesehen.

Dr. Bernd Stahlhacke, Geschäftsführer der Kammer in Mecklenburg-Vorpommern bestätigt, dass man derzeit „keinen Bedarf“ für eine Fusion sehe. Der eigene Haushalt sei stabil, und überhaupt könne man die Apothekenstruktur beider Bezirke nicht miteinander vergleichen.

Möglicherweise macht man sich in Schwerin und Kiel auch Sorgen, dass Hamburg im Dreierverbund eine übermächtige Position beanspruchen könnte. Den eigenen Mitgliedern soll nicht zugemutet werden, etwa zu Kammerversammlungen oder Fortbildungsveranstaltungen künftig an die Elbe reisen zu müssen.

Auch Siemsen sieht eine Fusion – trotz gewisser Synergieeffekte – nicht als Allheilmittel, schon gar nicht kurzfristig: Denn selbst wenn sich die Kammern irgendwann einig werden sollten, müssten auch noch die Behörden überzeugt und der Staatsvertrag geändert werden. Und das sei in jedem Fall ein langer Weg.

 

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