Notfallkontrazeptiva

Kammern bieten Fortbildung zu „Pille danach“

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Berlin -

Die Landesapothekerkammern reagieren auf den geplanten OTC-Switch der „Pille danach“ und wollen die Apotheker mit Fortbildungen vorbereiten. Die Entscheidung der EU-Kommission begrüßen sie grundsätzlich, äußern aber auch Bedenken. Die persönliche Beratung sei bei der Abgabe besonders wichtig. Daher müsse der Versand durch Versandapotheken ausgeschlossen werden, fordert etwa die Kammer Baden-Württemberg.

Bereits im Februar bietet die Apothekerkammer Berlin mit „Pille danach – auf die Beratung vorbereitet sein“ eine entsprechende Fortbildung an. Neben Fragen zur Diskretion und der richtigen Kommunikation seien Aspekte zur Wirksamkeit unverzichtbarer Beratungsinhalt. Im Vortrag werde ein Überblick zu Physiologie und Pharmakologie gegeben. Zudem sollen die Wirksamkeit und notwendige Beratungsinhalte thematisiert werden. Die Kammer betont, dies sei unabhängig davon, ob es sich um eine Rx-Verordnung oder um ein OTC-Präparat handele.

In Bayern ist für Juli eine Fortbildung zum Thema „Notfallverhütung“ geplant. Schon im zweiten Halbjahr 2014 konnten sich Apotheker und PTA über die notfallmäßige Verhütungsmöglichkeit und den Wirkmechanismus der „Pille danach“ schulen lassen. Ebenso in Schleswig Holstein, wo es bereits im vergangenen Jahr eine ausführliche Fortbildung zur „Pille danach“ gab. Die Kammer habe wegen der Diskussionen um einen OTC-Switch das Thema aufgegriffen. Rund 180 Apotheker und PTA nahmen teil.

„Es wurde fachlich aber auch ethisch besprochen, ob die Abgabe als OTC in die Apotheke gehöre. Die Diskussion war widersprüchlich, aber nach unserer Einschätzung spricht nichts gegen eine eigenverantwortliche Abgabe, weil Apotheker Heilberufler sind“, sagte ein Sprecher der Kammer. Für eine gezielte Beratung müsse aber in entsprechender Weise geschult werden. „Wenn die Entscheidung kurzfristig kommt, wird die Kammer mit landesweiten Fortbildungen reagieren.“

„Apotheker sind die Arzneimittelexperten“, so Baden-Württembergs Kammerpräsident Dr. Günther Hanke. Sie könnten die Patienten auch zur Anwendung, dem Risikoprofil und den möglichen Nebenwirkungen der „Pille danach“ effektiv beraten. Entsprechende Fortbildungen sollen zeitnah angeboten werden.

Die „Pille danach“ wirke umso zuverlässiger, je früher sie eingenommen werde. „Deshalb bietet sich die Abgabe über die niedrigschwellig und auch im Notdienst flächendeckend erreichbaren Apotheken an“, sagt Hanke. Jedoch sei das Präparat nicht frei von Nebenwirkungen. Notwendig sei eine qualitativ hochwertige Beratung. Das Präparat sollte nur nach einer intensiven Beratung durch den Apotheker vor Ort ausgehändigt werden.

Ein Verkauf bei Versandapotheken ist daher aus Sicht der Kammer ausgeschlossen. Zum Einen handele es sich um ein zeitkritisches Notfallpräparat, das nicht auf „Vorrat“ eingekauft werden sollte. Zum anderen dürfe nach den gesetzlichen Vorgaben ein Versand nicht erfolgen, wenn zur sicheren Anwendung ein Informations- und Beratungsbedarf bestehe, der durch den Apotheker persönlich erfolgen müsse.

Die Kammer Hessen will die Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Notfallverhütung“ in diesem Halbjahr weiterführen, die Terminabsprache mit den Referenten laufe derzeit. Die Apothekerkammer Nordrhein betont, dass Fortbildungen zur Empfängnisverhütung ohnehin zum klassischen Repertoire gehörten, Notfallkontrazeptiva seien Teil davon. Um bundeseinheitliche Kriterien zu entwickeln, sei man in enger Abstimmung mit der Bundesapothekerkammer (BAK).

Auch die Kammer Westfalen betont, man müsse eine einheitliche Beratungslinie entwickeln. Fortbildungen zu Notfallkontrazeptiva hat die Kammer bereits sporadisch im Angebot, unabhängig von der derzeitigen Entwicklung. „Beraten werden muss jetzt auch schon“, so ein Sprecher der Kammer.

„Sobald sicher ist, wann das Präparat ohne Rezept abgegeben werden darf, werden wir zeitnah spezielle Veranstaltungen, mit allen aktuellen Informationen, anbieten – auch um Kollegen die Unsicherheit zu nehmen“, so der Sprecher. Das könne schon im Februar sein. Anfragen von Apothekern habe es zwar noch nicht gegeben, das liege aber an der großen Ungewissheit.

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