Mecklenburg-Vorpommern

Großbrand bei Apotheke: Bedrohliche Zitterpartie

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Berlin -

Straßen sind gesperrt, Dörfer evakuiert und hunderte Rettungskräfte im Einsatz: Die Lage im Waldbrandgebiet bei Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern ist noch immer ernst. Der betroffene Truppenübungsplatz liegt keine drei Kilometer von der Linden-Apotheke entfernt. In der Offizin herrscht Trubel. „Man merkt, dass alle übermüdet sind“, sagt Inhaberin Wiebke Greve. „Die Zitterpartie ist noch nicht vorbei.“

Greve und ihr Team beobachten den Waldbrand seit Tagen. Am vergangenen Dienstag habe es noch geheißen, das Feuer sei unter Kontrolle. „Wir konnten es von zu Hause aus sehen“, sagt die Apothekerin. „Am Sonntag kam es zu einer unglaublichen Rauchbildung. Das war bedrohlich.“ Zwischenzeitlich wurde der Katastrophenfall ausgerufen, mehrere Dörfer wurden evakuiert. Insgesamt mussten etwa 650 Menschen ihre Häuser verlassen.

Auch eine Mitarbeiterin von Greve musste ihr Heim verlassen. „Sie ist für eine Woche krankgeschrieben.“ Die Apothekerin hat Verständnis. Die Angestellte sei in der Nacht geweckt und evakuiert worden. Zudem sei sie schwanger. „Die meisten Betroffenen kommen bei Freunden und Bekannten unter“, so Greve. Auch ihr Schwiegervater hat Anwohner aufgenommen. In Hohen Woos und Trebs können die Bewohner bereits wieder zurück. In Jessenitz Werk sind die Häuser ab 18 Uhr freigegeben. Die Evakuierung von Alt Jabel und Volzrade muss laut dem Landkreis bis auf Weiteres aufrechterhalten werden.

Die Apotheke grenzt fast direkt an den Truppenübungsplatz an, auf dem es brennt. Zwischenzeitlich war eine Fläche von 700 Hektar betroffen. „Wir sind froh, dass der Wind aus einer anderen Richtung kommt. Man riecht hier nichts“, sagt Greve. Doch die Bedrohung ist ständig präsent. Das Team verfolgt die Nachrichten fast im Minutentakt. Die heutige Meldung von der teilweisen Evakuierung sei gut. „Es wird dauern, bis das Feuer aus ist.“

Als die Inhaberin am Montag ihre Apotheke öffnete, war ihr mulmig zumute. „Ich dachte, was mache ich jetzt?“ Die Lage sei beängstigend gewesen. „Ich habe überlegt, was ich bei einer Evakuierung mitnehmen müsste“, so Greve. Die Datenträger oder die Betäubungsmittel? „Das kann man aber ja nicht machen.“ Glücklicherweise liegt Lübtheen weit genug entfernt. „Die Rauchwolken sehen bedrohlich aus.“ Die Apothekerin ist froh, dass sie den Rauch nicht abbekommen hat. Dann wäre die Stimmung anders.

Im Team sei über die Situation gesprochen worden. Auch bei den Kunden sei der Großbrand derzeit das Thema Nummer 1. Evakuierte Anwohner seien in die Linden-Apotheke gekommen und hätten nach Insulin gefragt, so Greve. Da die Ärzte offen haben, konnten die Fälle problemlos gelöst werden. „Eine Frau bekommt ihre Kompressionstrümpfen immer angezogen“, sagt die Apothekerin. Sie kam in die Offizin und auch ihr halfen die Mitarbeiter.

Die Arzneimittelversorgung sei gewährleistet, sagt Greve. Auch die Apothekerkammer sieht keine Einschränkungen. Im Fall einer Evakuierung sollten die Mitarbeiter den Betrieb und ihr Hab und Gut sichern, sagte Geschäftsführer Dr. Bernd Stahlhacke. Müsse die Apotheke kurzfristig geschlossen werden, sollte umgehend die Kammer informiert werden. „Dann können wir den Notdienst organisieren.“

Hunderte Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr sind seit Tagen vor Ort. Hubschrauber kreisen über dem betroffenen Gebiet. Mit schwerer Technik wie mit Panzern wird versucht, den Brand zu kontrollieren, indem große Schneisen gezogen werden. Auch der Löschpanzer einer privaten Firma ist im Einsatz. Die Umgebung bedrohter Ortschaften wird aus der Luft gewässert.

Die Einsatzkräfte konnten in den letzten Tagen das Feuer mit hinreichendem Abstand zu den Wohnanlagen in Hohen Woos, Trebs und Jessenitz Werk wieder unter Kontrolle bringen. „Es geht ganz klar um die Sicherung der Ortschaften und um den Schutz von Leib und Leben“, sagte Landrat Stefan Sternberg.

Ein Löschen des immensen Brandes sei nicht möglich, nur eine Eindämmung. Da es sich bei dem Gebiet um eine munitionsbelastete Fläche handelt, besteht für alle Einsatzkräfte ein Sicherheitsabstand von 1000 Metern. Bei dem Feuer soll es sich um Brandstiftung handeln. Der Kriminaldauerdienst hat die Ermittlungen aufgenommen.

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