„Alle warten auf Impfstoff-Update“

Bis September: Sommerpause für Impf-Apotheker

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Berlin -

Trotz steigender Covid-19-Positivraten spielt das Thema Corona aktuell keine zentrale Rolle. Die aufgehobenen Kontaktbeschränkungen und die Feriensaison sorgen bei vielen für Unbeschwertheit im Umgang mit dem Virus. Auch in den Apotheken ist die Nachfrage nach Impfungen stark gesunken. Johannes Jaenicke setzte das Angebot aus: „Corona ist derzeit kein Thema mehr“, sagt der Inhaber der Adler-Apotheke in Rhaunen. Allerdings sei er ab September wieder mit im Boot.

Jaenicke impfte bereits sehr früh gegen Covid-19. Zunächst sprang er an Weihnachten unter Aufsicht von Ärzt:innen bei Impfaktionen mit ein. Im Januar bot er die Leistung über seine Apotheke an. Rund 200 Kund:innen seien regelmäßig an Samstagen immunisiert worden, sagt der Apotheker. Im April stoppte er das Angebot. „Wir haben gemerkt, dass die Nachfrage rapide gesunken ist.“

Kundschaft will Herbst abwarten

Im Anschluss sei an die Arztpraxen verwiesen worden. Auch dort spüre man momentan bei den Impfstoffbestellungen eine nachlassende Aktivität. Immer weniger Vials würden geordert, so Jaenicke. „Viele Kunden wollen den Herbst abwarten, und alle warten auf ein Impfstoff-Update.“ Wegen der fehlenden Informationen zu den angepassten Vakzinen sei die Zurückhaltung groß. „Diejenigen, die jetzt vor dem Urlaub überlegt haben, sich noch impfen zu lassen, wollen warten, weil sie später nicht zwischendrin hängen wollen.“

Dazu komme, dass die Regierung keine Impfkampagne gestartet habe. „Es gibt keinen Impuls, an Corona oder eine Impfung zu denken.“ Das Thema sei „langweilig“ geworden. „Corona gibt es gefühlt nicht mehr“, sagt der Apotheker überspitzt. „Wir waren schon zweimal in dieser Situation, dass wir ein drittes Mal auf diese Weise in den Herbst gehen, ist einfach nur Dummheit.“

Abrechnung teurer als Impfstoff-Vergütung

Auch andere Inhaber:innen schränken das Impfangebot ein oder sammeln Anfragen, um einmal pro Monat zu impfen. Bei einer Apothekerin aus Nordrhein-Westfalen führte die gesunkene Nachfrage sogar dazu, dass sie die bestellten Vials etwas kosteten – jedenfalls die Abrechnung der Leistung. Ihr Rechenzentrum verlangt für die Abrechnung pro Sonderbeleg 46 Euro für die eigenen Impfstoffe, weil diese manuell verarbeitet werden müssen. Einmal kam sie nur auf 44 Euro. „Es ist lächerlich, bei so vielen Sachen zahlen wir drauf und die Leistung lohnt sich nicht.“

Ab September will Jaenicke seiner Kundschaft wieder ein Impfangebot gegen Covid-19 machen. „Ich erwarte, dass die Kampagne der Bundesregierung spätestens im Oktober anlaufen wird.“ Geplant sei in den Zeiten zu impfen, in denen die Arztpraxen in seinem Umfeld kein Impfangebot machen werden. „Damit habe ich bislang von den Ärzten vor Ort eine gewisse Akzeptanz erhalten.“

Parallel würden Grippeimpfungen angeboten. Der Apotheker sicherte sich Impfstoff für rund 100 Kund:innen. „Letztes Mal sind wir auf dem Impfstoff sitzen geblieben.“ Die neuen honorierten Zusatzleistungen für Apotheken wie auch die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) bewertet Jaenicke positiv. Gerade für den Nachwuchs werde der Beruf dadurch aufgewertet. „Sie sind aber nicht die Rettung der Apothekerschaft. Dazu müsste das Packungshonorar angehoben werden.“

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