Arzneimittelnamen

Arzneimittelkreation mit X und Q

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Keine Schnapsideen: Die Entwicklung eines Arzneimittelnamen ist ein langwieriger und schwieriger Prozess, der für den Hersteller zu den kniffligsten Fragen bei der Produktentwicklung gehört. Einige Beispiele.Foto: APOTHEKE ADHOC
Corneregel: Das Produkt ist seit Jahren in der Apotheke zu finden. Kunden fragen mitunter nach dem „Corny Riegel“. Der Name verweist allerdings auf die Cornea, das Fluid wird bei Hornhauterkrankungen des Auges eingesetzt.Foto: APOTHEKE ADHOC
Umckaloabo: Gut bekannt in der Apotheke und sehr beliebt bei den Kunden in der Erkältungszeit. Allerdings wirbt selbst Hersteller Dr. Willmar Schwabe mit dem Slogan: „Unaussprechlich, aber ausgesprochen gut“. In der Apotheke kann es vorkommen, dass der Kunde nach „Umkalabumm“ fragt. Der Name Umckaloabo wurde aus den Zulu-Wörtern umkhuhlane für fiebrige Krankheiten und uhlabo für Brustschmerz hergeleitet.Foto: APOTHEKE ADHOC
Copaxone: Interessanterweise ist trotz des Präfix „Co“ nur ein Wirkstoff in dem MS-Medikament von Teva enthalten. Der Name stammt aus der Produktentwicklung: In den 1960er Jahren wurden die Vorläufer von Copaxone durch Copolymerisation verschiedener Peptide entwickelt. „Ax“ kommt von Axon und beschreibt den Wirkort, die Endung „one“ deutet auf Copolymer-1 hin, welches zur endgültigen Entwicklung des Produktes führte.Foto: APOTHEKE ADHOC
Airflusal: Hier ist der Name Programm. Hexal hat erfolgreich die Wirkstoffe Fluticason und Salmeterol mit der Indikation verbunden und mit AirFluSal einen eingängigen Namen genehmigt bekommen. Der Inhlator ist seit 2014 auf dem Markt.Foto: APOTHEKE ADHOC
Nystalocal: Wirkstoff und Wirkort machen den Namen aus. Nystatin zur lokalen Anwendung. Außerdem sind Chlorhexidin und Dexamathason enthalten.Foto: APOTHEKE ADHOC
Qlaira: Für sein neues Kontrazeptivum hat Bayer eine erfolgreiche Strategie entwickelt. Der Name erinnert entfernt an einen Frauennamen, wie es bei anderen Kontrazeptiva auch gebräuchlich ist. Der ungewöhnliche Buchstabe Q – ohne das in Deutschland gebräuchliche folgende U – schafft einen hohen Wiedererkennungswert. In den USA heißt Qlaira übrigens Natazia.Foto: APOTHEKE ADHOC
Velafee: Es wird magisch – zumindest steckt die Fee im Namen. Das mögen vor allem junge Frauen, dachte sich möglicherweise auch Exeltis. Der Hersteller hat durchgesetzt, das Valette-Generikum unter einem eigenen Phantasienamen auf den Markt zu bringen.Foto: APOTHEKE ADHOC
Rosiced: Auch hier hat Pierre Fabre es geschafft, die Indikation in den Namen aufzunehmen. Das Metronidazol-haltige Dermatikum wird bei entzündlicher Rosacea eingesetzt.Foto: APOTHEKE ADHOC
Mabthera: Als Apotheker erkennt man im Namen den Antikörper. Rituximab wird zur Therapie von malignen Lymphomen eingesetzt.Foto: APOTHEKE ADHOC
Seebri Breezhaler: Der Name klingt fast nach Urlaub. Während „Seebri“ nicht auf eine Anwendung oder Indikation schließen lässt, erkennt man beim „Breezhaler“, dass das Produkt auf die Bronchien wirkt.Foto: APOTHEKE ADHOC
Kinzalkomb: Die Wortendung lässt auf eine Wirkstoffkombination schließen. Das ist sowohl von BfArM als auch von der EMA erlaubt. Dass sich hinter „Kinzal“ eine Sartan/HCT-Kombi verbirgt, ist allerdings nicht gleich offensichtlich.Foto: APOTHEKE ADHOC
Anafranil: Bei Anafranil wird die Herleitung des Namens schon schwieriger. Das Clomipramin-haltige Antidepressivum wird von Hersteller Dolorgiet vertrieben. Der Name des Altoriginals wurde aber noch von Vorbesitzer Novartis entwickelt.Foto: APOTHEKE ADHOC
Yomogi: Der Name hört sich im ersten Moment verspielt an – Yogibär? Mogli? Oder auch die bayerische Variante von „mag ich“? Besonders die Kunden sind in der Interpretation kreativ. Tatsächlich wird das Trockenhefe-Produkt bei akutem Durchfall eingesetzt. Vielleicht soll der exotische Name zum Reisen in ferne Länder verleiten.Foto: APOTHEKE ADHOC
Xelevia: Das orale Antidiabetikum von Berlin-Chemie ist ein Beispiel für einen Namen, bei dem nicht auf eine Wirkung oder Darreichungsform geschlossen werden kann. Auch der zweite Name von Marketingpartner MSD ist ein reines Phantasiekonstrukt: Unter Januvia ist Sitagliptin ebenfalls bekannt.Foto: APOTHEKE ADHOC
Claudicat: Nein, ein Katzenname ist das nicht. Claudicat beinhaltet Pentoxifyllin und wird zur Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit eingesetzt. Der Name des Präparates wurde aus dem Lateinischen abgeleitet. „Claudicare“ bedeutet „hinken“.Foto: APOTHEKE ADHOC
Xigduo: Die Wortendung weist auf eine Kombination hin, damit hört der Zusammenhang zwischen Name und Medikament aber auch auf. Das Antidiabetikum beinhaltet die Kombination aus Dapagliflozin und Metformin. Das Monopräparat von Hersteller AstraZeneca heißt Forxiga.Foto: APOTHEKE ADHOC
Abilify: Der englisch anmutende Name könnte auf eine Menge Indikationen zutreffen, ist doch das „möglich machen“ ein Grundsatz der medikamentösen Therapie. Der japanische Konzern Otsuga hat den Namen für sein Schizophrenie-Produkt mit Aripiprazol erhalten und vermarktet dies seit mehr als zehn Jahren erfolgreich in Europa.Foto: APOTHEKE ADHOC
Brilique: Das Ticagrelor-Präparat von AstraZeneca mutet durch die Endung französisch an, und in der Regel wird es auch so ausgesprochen. Mit Thrombozytenaggregationshemmung hat der Name nichts zu tun.Foto: APOTHEKE ADHOC
Xyzall: Wörter mit nur einem Vokal sind selten. UCB hat mit Xyzall einen außergewöhnlichen Namen geschaffen und die Erkenntnisse der Marktforscher perfekt umgesetzt. In Deutschland unter dem bekannten Namen Xusal auf dem Markt, hat man sich für die Zulassung in Österreich daran angelehnt. Für die Schweiz hat der Konzern noch einen Buchstaben gespart und das Antihistaminikum Xyzal genannt.Foto: APOTHEKE ADHOC
Apydan extent: Hersteller Desitin brachte den Wirkstoff Oxcarbazepin zur Epipelsie-Behandlung auf den Markt. Die Endung „Extent“ weist auf eine retardierte Freisetzung hin. Woher der erste Teil des Namens kommt, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich.Foto: APOTHEKE ADHOC
Tasigna: Ein weiteres Medikament aus dem Krankenhaus – der Proteinkinaseinhibitor Nilotinib wird in der Leukämie-Behandlung verwendet. Die Namensbezeichnung ist eher eine Ansammlung von Buchstaben und sagt über die Produkteigenschaften nichts aus.Foto: APOTHEKE ADHOC
Arixtra: Schon der Wirkstoff ist einen Blick wert. Fondaparinux ruft bei Patienten verschiedenste Assoziationen hervor. Arixtra ist ein Gerinnungshemmer, der prophylaktisch und therapeutisch injiziert werden kann. Der Name sagt das allerdings nicht.Foto: APOTHEKE ADHOC
Tracleer: Leer? Dieses Arzneimittel bestimmt nicht. Der Wortstamm ist von Trachea hergeleitet, der Luftröhre. Hersteller Actelion hat das Bosentan-Präparat zur Behandlung des Lungenhochdrucks auf den Markt gebracht.Foto: APOTHEKE ADHOC
Jurnista: Auch das Morphin-Präparat von Janssen lässt keinen Schluss auf Indikation oder Wirkstoff zu. Das Medikament ist seit 2006 europaweit unter diesem Namen auf dem Markt.Foto: APOTHEKE ADHOC
Duodart: Der Name des Urologikums hat weder mit Darts noch mit Kunst zu tun. Immerhin weist „duo“ auf eine Kombination hin: Tamsulosin und Dutasterid wurden für die Behandlung der benignen Prostatahyperplasie kombiniert.Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin -

Der Weg zu einer bekannten Arzneimittelmarke ist für Hersteller ein kniffliger Prozess. Klar ist: Die Erfindung von Arzneimittelnamen erfordert viel Kreativität.

Xtandi, Dracofoam, Corneregel – Arzneimittelnamen scheinen mitunter beim Feierabendbier erdacht worden zu sein. In Wirklichkeit ist es bis zur bekannten Marke ein langwieriger und schwieriger Prozess, der für den Hersteller zu den kniffligsten Fragen bei der Produktentwicklung gehört. Den Daumen hebt oder senkt am Ende die Behörde.

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