Apothekenhonorar

Niedersachsens Apotheker machen Druck

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Berlin -

Nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in den Ländern kämpfen die Apotheker für eine Erhöhung ihres Fixhonorars: In mehreren Briefen hat sich die Apothekerkammer Niedersachsen an Ministerien und Abgeordnete gewandt. Weil laut Kammer inzwischen 23 Prozent aller niedersächsischen Apotheken unter die Umsatzgrenze von einer Million Euro gerutscht sind, fordern die Pharmazeuten eine „schnellstmögliche“ Anpassung der Vergütung, die aus ihrer Sicht „längst überfällig“ ist. Eine zusätzliche Initiative einer Apothekerin aus Wietmarschen in der Grafschaft Bentheim ist bei den Politikern auf offene Ohren gestoßen.

 

2010 hätten bereits mehr als die Hälfte der Apotheken in Niedersachsen weniger als 1,5 Millionen Euro Umsatz gemacht, so die Kammer. „In den vergangenen drei Jahren haben wir netto 2,5 Prozent der Apotheken verloren, gerade auch in dünner besiedelten Gebieten“, heißt es in dem Schreiben, dass kürzlich an mehrere Politiker in Berlin und Hannover geschickt wurde.

Weil es seit 2004 keinerlei Anpassung des Fixhonorars und der Marge gegeben hat, sehen die Apotheker Handlungsbedarf: Die Kammer erinnert daran, dass das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) das Fixhonorar jederzeit über eine Rechtsverordnung anheben könnten – auch ohne Zustimmung des Bundesrats. Bislang wartet man in Hannover noch auf eine Antwort.

Die Apothekerin aus Wietmarschen ist da einen Schritt weiter: Über einen CDU- Landtagsabgeordneten aus ihrem Wahlkreis kontaktierte sie Ende des vergangenen Jahres neben dem BMG auch Hermann Gröhe, Generalsekretär der CDU, Johannes Singhammer (CSU), stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Unionsfraktion, sowie Dr. Hermann Kues, parlamentarischer Staatssekretär im Familienministerium.

 

 

Die Apothekerin beschwerte sich in ihrem Schreiben über Pick-up-Stellen in Drogeriemärkten und klagte über die „katastrophale wirtschaftliche Entwicklung“ der Apotheken: „Wenn die deutsche Apotheke nicht flächendeckend vernichtet werden soll, muss die Politik schnell handeln“, so die Pharmazeutin.

Die Antworten der Politiker blieben unverbindlich: Bei den Verhandlungen zum Kassenabschlag für das Jahr 2013 müssten 1,75 Euro als Ausgangsbasis festgeschrieben werden, fordert beispielsweise Kues. Allerdings müssten auch die Apotheken ihren Sparbeitrag leisten: „Es bleiben den Apotheken ja 6,05 Euro plus 3 Prozent vom Einkaufspreis – und das bei einem jährlich steigenden Volumen in der Arzneimittelversorgung.“ Bei der Betrachtung der betriebswirtschaftlichen Ergbnisse müssten allerdings auch PKV- und OTC-Umsätze berücksichtigt werden.

Singhammer will zwar die Belastungen über den Großhandel im Blick behalten. Den leichten Rückgang der Apothekenzahl ordnet der CSU-Gesundheitsexperte aber als „Konsolidierung“ ein: „Wir dürfen aber auch nicht verkennen, dass eine hohe regionale Dichte von Apotheken den Wettbewerbsdruck zusätzlich erhöht und auch hier Gründe für einen Rückgang der Apotheken zu finden sind“, schreibt Singhammer.

Das BMG erklärt der Apothekerin, dass sich Hausherr Daniel Bahr (FDP) weiterhin für eine verfassungskonforme Lösung zum Verbot von Pick-up-Stellen einsetzen werde.

 

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