Modellprojekt von KV und Klinikgesellschaft

Hessen: Arzt-Klinik-Plattform soll Notaufnahmen entlasten

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Berlin -

In drei hessischen Landkreisen beginnt im Herbst ein Modellprojekt zur besseren Verteilung von Patienten. Dabei sollen die Notaufnahmen der Krankenhäuser entlastet werden, indem Krankenhäuser, Rettungsdienste und Arztpraxen zusammenarbeiten, wie die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen und die Hessische Krankenhausgesellschaft (HKG) am Freitag in Frankfurt mitteilten. Patienten mit weniger schweren Erkrankungen sollen dadurch davon abgehalten werden, in die Notaufnahmen von Kliniken zu kommen, so dass dort weniger Zeit und Personal für die wirklichen Notfälle zur Verfügung steht.

„Das Problem ist bekannt: Patienten mit eigentlich weniger schweren Erkrankungen suchen Notfallaufnahmen von Kliniken auf und binden dort Ressourcen, die dringend für die akute Behandlung schwer Erkrankter benötigt werden“, so die KV Hessen. „Andererseits ist über die 112 angefordertes Rettungsdienstpersonal verpflichtet, Patienten ins Krankenhaus zu bringen, obwohl diese in der ambulanten Versorgung beim Haus- und Facharzt betreut werden könnten.“

Deshalb stellte die KV am Freitag zusammen mit der HKG in Frankfurt ein Modellprojekt vor. Den beiden Verbänden zufolge ist es deutschlandweit einzigartig. Das Projekt soll in Kürze starten – zunächst in den Landkreisen Main-Taunus, Main-Kinzig und Gießen. Das Prinzip des Modellprojekts ist laut KV „denkbar einfach": Partnerpraxen loggen sich in IVENA, ein System zur Ressourcenübersicht in Echtzeit, ein und stellen ambulante Versorgungsressourcen zur Verfügung. Diese können vom Rettungsdienst bei Bedarf „geblockt“ und die Praxen angefahren werden. Erfordert das Krankheitsbild eine Versorgung im Krankenhaus, fährt der Rettungsdienst mittels IVENA das Krankenhaus in der Nähe mit verfügbaren Versorgungskapazitäten an.

Von dem sperrigen Titel „Sektorenübergreifende ambulante Notfallversorgung (SaN)“ muss man sich nicht abschrecken lassen: Gemeint ist lediglich, dass Krankenhaus und Arztpraxen zusammenarbeiten. Was naheliegend klingt, ist nicht immer der Fall – und in den Notfallambulanzen ein Grund für die Probleme. Denn am Abend und an den Wochenenden gehen viele Patienten mit Beschwerden in Kliniken, die eigentlich nur zum Arzt müssen.

„Das SaN-Projekt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz der Notfallversorgung, unter Einbeziehung ambulanter, stationärer und rettungsdienstlicher Strukturen und Systeme“, erklärten KV und HKG. Ziel sei „eine optimale und ressourcengerechte Patientenführung“, heißt es in der Einladung. Auf Deutsch: Jeder kommt dahin, wo er am besten und schnellsten behandelt wird, das spart allen Beteiligten Stress.

Die Reform der ambulanten Notfallversorgung sei auch abseits der Corona-Pandemie eines der zentralen Strukturthemen im deutschen Gesundheitswesen, erklärten KV und HKG. Dabei helfen sollen digitale Anwendungen: Patientendaten sollen so rasch weitergeleitet werden können. Zudem können beteiligte Praxen online freie Ressourcen melden, so dass Krankenwagen diese direkt ansteuern können.

Durch den Einsatz digitaler Systeme (SmED/IVENA) können demnach nicht nur alle Gesundheitsdaten unmittelbar zur Verfügung gestellt und übergeben werden, auch die passgenaue räumliche Steuerung ins Krankenhaus oder in die Praxis ist durch die digitalen Assistenzsysteme möglich. Sozialminister Kai Klose (Grüne) erklärte, Hessen sei damit bundesweiter Vorreiter. „Der Gesetzentwurf zur Notfallversorgung des Bundesministeriums für Gesundheit sieht den Aufbau einer integrierten Notfallversorgung in Deutschland vor: Hierzu soll ein digital vernetztes Gemeinsames Notfallleitsystem – kurz GNL – aufgebaut werden“, so Klose. „Nun entwickeln wir dies konsequent weiter, indem wir die Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung tatsächlich aufbrechen.“

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