Apothekenhonorar

Hennrich: Apotheker sollten froh sein

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Köngen -

Der CDU-Gesundheitsexperte Michael Hennrich glaubt nicht, dass die Apotheker auf weitere Zuwächse bei ihrem Honorar hoffen können. 300 Millionen Euro für die Erhöhung des Fixzuschlags und die geplante Notdienstpauschale seien ja schon etwas, sagte Hennrich bei einer Diskussionsrunde zur Apothekervergütung. „Wir können froh sein, wenn wir das so als Paket auf den Weg bringen“, so Hennrich. Zumal man einen Koalitionspartner habe, der nicht den Anschein erwecken möchte, Klientelpolitik zu betreiben. Zu der Debatte hatte der Bundestagsabgeordnete Markus Grübel (CDU) Hennrich und Apotheker in das baden-württembergische Köngen bei Stuttgart eingeladen.

 

Hennrich warf den Apothekern vor, nur das Schlechte zu sehen. „Sehen Sie auch mal, was wir zu Ihrem Gunsten gemacht haben“, forderte der Politiker und zählte auf: Das Fremd- und Mehrbesitzverbot werde beibehalten. Das ABDA/KBV-Modell könne getestet werden. Die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) gelte künftig auch für Versandapotheken. Schließlich hätte alles auch ganz anders kommen und Medco Celesio die gesamte Versorgung übernehmen können, so Hennrich. „Sie müssen es als Erfolg sehen, dass man sich überhaupt einmal Ihrer Probleme annimmt“, meint der CDU-Politiker.

Für die jetzt anstehenden Verhandlungen zum Kassenabschlag geht Hennrich von einer Verhandlungsbasis in Höhe von 1,75 Euro aus. Diesen Wert habe auch die SPD genannt. In die Verhandlungen über den Abschlag gehen die Apotheker allerdings geschwächt. Denn in der Verordnungsbegründung zur Anpassung des Apothekenhonorars aus dem Bundeswirtschaftsministerium heißt es, dass die Kostensteigerungen durch die 8,35 Euro ausgeglichen und nicht erneut zu berücksichtigen sind. „Ich weiß auch nicht, was den Herrn Rösler da geritten hat“, kommentierte Hennrich.

 

 

Andererseits werde nicht nur bei den Apothekern gespart, betonte Hennrich: In den vergangenen Jahren habe man auch die Krankenkassen nicht geschont. Viele Kassen hätten schließen oder fusionieren müssen. Die Kassen müssten heute vermehrt Managementaufgaben übernehmen: Rabattverträge abschließen, Heil- und Hilfsmittelverträge ausarbeiten und Verhandlungen führen. Dies erklärt Hennrich zufolge auch die steigenden Ausgaben in der Krankenkassenverwaltung.

Die Rabattverträge – die die anwesenden Apotheker heftig kritisierten – sieht Hennrich als Erfolg: Durch sie sei es überhaupt erst möglich, heute von Einsparungen zu reden und Gelder verteilen zu können. Die Rabattverträge hätten außerdem dazu beigetragen, dass sich das Bild des Apothekers in der Öffentlichkeit gewandelt hat, so Hennrich. Hätten Apotheker früher als „Schubladenzieher“ gegolten, müssten sie jetzt ihre Kunden mehr beraten.

Er sei allerdings offen für andere Modelle, sagte Hennrich. So könnten die Apotheker durchaus das ABDA/KBV-Modell in einer Testregion ausprobieren – vielleicht sei es effektiver als die Rabattverträge. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es nicht besser sein wird“, so Hennrich. „Ich bin offen für bessere Vorschläge, aber ich kenne noch keine.“

 

 

Ein Problem sei die Verteilungsgerechtigkeit: Er wisse nicht, welcher Apotheke es schlechter gehe – der auf dem Land oder der in der Stadt. Ein Dilemma für die Gesundheitspolitiker stelle die Zahlenbasis dar, auf deren Grundlage man agiere: Der DAV lege Zahlen vor, das Statistische Bundesamt ebenso. Die aussagekräftigste Zahl sei für ihn die Zahl der Apotheken, sagte Hennrich. Solange sich da nichts dramatisch verändere, könne es so schlimm nicht sein. Und er habe den Eindruck, die Zahl der Apotheken sei relativ konstant.

Für den Streik der Apotheker äußerte Hennrich Sympathie: Es sei ganz gut gewesen, dass sich die Apotheker artikuliert hätten. Und es sei ein guter Zeitpunkt gewesen – fünf Jahre früher hätte der Prostest nicht solchen Erfolg gehabt wie heute, ist Hennrich überzeugt.

Die Geschäftsführerin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, Ina Hofferberth, zeigte zum Abschluss der Diskussionsrunde noch einmal die offenen Baustellen auf: die Rezepturvergütung und die BtM-Gebühren. Und sie machte klar: „Es dauert keine acht Jahre mehr, bis wir das artikulieren. Das kommt im nächsten Jahr auf den Tisch.“

 

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