Porträt

Gewerkschafter im Parlaments-Orbit

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„Wer arm ist, muss früher sterben“, so Frank Spieth, gesundheitspolitischer Sprecher der Partei „Die Linke“. Der frühere Gewerkschafter macht sich für die Abschaffung der Zwei-Klassen-Medizin stark. Aus seiner Sicht hat jeder ein Recht auf die erforderliche gesundheitliche Versorgung - unabhängig von Alter, Geschlecht, Wohnort, Herkunft oder Einkommen. Alle Bürger sollen Zugang zu den gleichen medizinischen Dienstleistungen erhalten. Realisiert werden soll das Ganze mit einer Bürgerversicherung, in die alle einzahlen.

Der Politiker setzt sich für eine umfassende wohnortnahe Versorgung mit öffentlichen Krankenhäusern und Apotheken ein. Er ist gegen Klinikketten und hat auch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zum Fremdbesitzverbot von Apotheken begrüßt. Die inhabergeführte Apotheke könne eine deutlich bessere Beratung bieten als eine anonyme Filiale, sagte Spieth zur Entscheidung der EU-Richter.

Spieth wurde als Sohn eines Schneidermeisters Wetzlar geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Bereits in der Schulzeit engagierte er sich in der evangelischen Jugendarbeit und später bei den Jungsozialisten. Bei den Buderus´schen Eisenwerken wurde Spieth zum technischen Zeichner ausgebildet. In dieser Zeit sammelte er erste Erfahrung in der Gewerkschaftsarbeit und trat der SPD bei.

Nach dem Ende seiner Ausbildung blieb Spieth vier Jahre bei dem Unternehmen. Danach absolvierte er eine Ausbildung zum Gewerkschaftssekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). 34 Jahre lang war er für die Arbeitnehmervertretung in verschiedenen Positionen tätig. Zuletzt hatte er den Landesvorsitz in Thüringen inne.

Thüringen blieb auch danach die Wahlheimat des gebürtigen Hessen: Mit der Unterzeichnung der Erfurter Erklärung im Jahr 1997 wendete sich Spieth gegen die Politik Helmut Kohls und forderte mehr soziale Demokratie. Seiner eigenen Partei - Spieth war 37 Jahre SPD-Mitglied - kehrte er 2003 den Rücken. Seine Begründung: Die Agenda 2010 des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder.

Für den Wahlkreis Erfurt/Weimar sitzt Spieth seit 2005 im Bundestag. Er trat der Partei „Die Linke“ zur Gründung im Jahr 2007 bei. Über ein Direktmandat seines Wahlkreises will er bei der diesjährigen Bundestagswahl erneut ins Parlament einziehen. Den Bundestag vergleicht er mit einem Raumschiff, der Wahlkreis sei die Bodenstation, um die Haftung zur Realität nicht zu verlieren, so Spieth. Darauf legt er Wert: Seine Wahlkreiszeitung „Spieth konkret“ hat eine Auflage von 50.000 Exemplaren.

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