Während eine Stellungnahme der ABDA zum Leitantrag der SPD noch aussteht, macht der Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) seinem Ärger Luft: „Wenn Sie als SPD an Ihrem Liberalisierungswillen festhalten, werden Sie dem noch leistungsfähigen System den Todesstoß versetzen“, heißt es in einem offenen Brief von Verbandschef Fritz Becker und Geschäftsführerin Ina Hofferberth an alle Mitglieder des Land- und Bundestages aus Baden-Württemberg.
Die Apotheker fühlen sich verschaukelt: Vor einem Jahr habe die SPD-Gesundheitsexpertin Dr. Carola Reimann (SPD) gesagt, dass der Wunsch nach Apothekenketten eine Einzelmeinung von Professor Dr. Karl Lauterbach (SPD) sei. Auch Dr. Marlies Volkmer (SPD) sowie mehrere SPD-Delegierte auf dem Landesparteitag in Offenburg hätten sich gegen solche Pläne ausgesprochen. Der LAV fragt daher: „Wie konnte es aufgrund einer 'Einzelmeinung' zu diesem Beschluss kommen?“ Becker und Hofferberth kommen zu dem Schluss, dass es sich um eine „nicht gewollte (?) – aber doch beschlossene (!) – Liberalisierung“ handelt.
Die Arzneimittelpreise werden aus Sicht der Apotheker im Falle einer Liberalisierung nicht sinken: Schließlich habe das Beispiel Norwegen gezeigt, dass sich „Preise auf Kettenebene“ rasch nach oben entwickeln, heißt es in dem Brief. Eine Umverteilung zugunsten der Apotheken habe schon seit vielen Jahren nicht mehr stattgefunden.
Der LAV fordert die SPD auf, sich für eine höhere Honorierung der Apotheker einzusetze:. „Viel sinnvoller wäre es, das System so auszustatten, dass die finanzielle Planungssicherheit für die mittelständischen Apotheke gegeben ist und das Bürokratiemonster gezähmt werden.“ Als Beispiel nennt der LAV Lieferschwierigkeiten bei den Rabattverträgen und die „unverhältnismäßigen Retaxationen“ durch Krankenkassen.
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