Im Zweijahrestakt fordert die Monopolkommission in ihren Gutachten die Zulassung von Apothekenketten. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung machte der Vorsitzende des wettbewerbspolitischen Beratergremiums, Professor Dr. Justus Haucap, den Umgang mit den Apotheken zum Schwachpunkt des Koalitionsvertrages. Das geplante Pick up-Verbot sei ein „großer Rückschritt“, das Bekenntnis zum Fremdbesitzverbot „reine Klientelpolitik“.
Es gebe „keine sachliche Rechtfertigung dafür, dass man bei Apotheken weniger Wettbewerb braucht als bisher“, moniert Haucap. Das Pick up-Verbot sei „unerklärlich und nicht konsistent mit anderen Wirtschaftsbereichen“. Er sei gespannt, wie ein FDP-geführtes Justizministerium mit diesem Fall umgehen wird.
Ohnehin sei „merkwürdig, dass Postboten mehr Wettbewerb vertragen können, Apotheker aber vor Wettbewerb geschützt werden müssen“, führt Haucap zum Fremdbesitzverbot aus. „Ich halte das für einen schweren Fehler der neuen Regierung.“ Wenn man glaube, dass Wettbewerb zu Gefährdungen führe, dann könne man bestimmte Anforderungen aufstellen oder eine Qualitätsregulierung einführen. „Das reicht, um den Kunden zu schützen.“
Die Bundesapothekerkammer (BAK) reagierte prompt auf die „marktradikalen Äußerungen“ Haucaps: „Bis heute schafft es die Monopolkommission gerade in den Konzern-dominierten Versorgungsmärkten kaum, Verbraucher vor Abzocke zu schützen“, konterte BAK-Präsidentin Erika Fink. „Es ist unerklärlich, warum nun Werbung für eine Vermachtung des Gesundheitswesens betrieben wird.“
Fink: „Die persönliche Verantwortung für Patienten und Verbraucher ist anscheinend ohne jede Bedeutung. Das offenbart, dass die Monopolkommission kein Verständnis für die Gesundheits- und Arzneimittelversorgung hat.“
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