Krankenkassen

AOK: Kliniken sollen mit Ärzten konkurrieren

, , Uhr aktualisiert am 02.10.2014 14:09 Uhr
Berlin -

Der Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann, hat eine Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung aller Patienten gefordert. „Künftig darf es für die Patienten keinen Unterschied machen, ob sie zu einem Arzt gehen, der sie ambulant in der Klinik behandelt, oder zu einem niedergelassenen Facharzt“, sagte Graalmann der Frankfurter Rundschau.

Die Versicherten verstünden doch gar nicht, warum sie nicht einen guten Arzt aufsuchen könnten, der in einem Krankenhaus tätig sei. „Wir müssen die strikte Trennung zwischen dem ambulanten und dem stationären Sektor aufheben“, verlangte Graalmann.

Auch die Planung müsse für beide Bereiche zusammen vorgenommen werden. „Wir leisten uns heute den Luxus, den Bedarf an Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten isoliert voneinander zu planen. Das ist anachronistisch.“

Graalmann sprach sich zudem für eine stärkere Spezialisierung der Krankenhäuser aus. Ziel sei, dass nur Abteilungen, die qualitative Mindeststandards erfüllten, Leistungen anbieten dürften. In einer Region mit mehreren Kliniken spreche nichts dagegen, dass sich ein Haus etwa auf Orthopädie spezialisiere, ein anderes auf Kardiologie. „Heute machen alle alles, ohne jede Qualitätsanforderung.“

Graalmanns Forderung kommt nicht von ungefähr. Schon im Januar hatte Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz (CDU) angekündigt, dass die Regierung sich an die Sektorengrenze trauen werde: Eine Verzahnung von ambulanter und stationärer Behandlung sei elementar wichtig, die Grenzen bei integrierter Versorgung und selektiver Versorgung müssten abgebaut werden, so Widmann-Mauz beim Jahreskongress des Bundesverbands Managed Care (BMC). Zum Beispiel soll das Entlassmanagement erleichtert werden.

Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD vereinbart, dass sich niedergelassene Ärzte und Kliniken in der ambulanten Notfallversorgung besser abstimmen sollten. Im Kern geht es darum, die Kliniken in den Bereitschaftsdienst einzubinden, die außerhalb der allgemeinen Praxissprechzeiten schon heute für viele Patienten erste Anlaufstelle seien. Angestrebt wird deshalb eine „regelhafte Kooperation der Kassenärztlichen Vereinigungen und der Krankenhäuser“, in die bei der Gelegenheit auch der Notdienst der Apotheken einbezogen werden soll.

In den kommenden Wochen will Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) den Entwurf für ein Versorgungsstärkungsgesetz vorlegen, das entsprechende Regelungen enthalten könnte. Auch im ländlichen Raum wird eine Öffnung der Kliniken immer wieder diskutiert.

Graalmann zufolge wachsen die Ausgaben derzeit etwa doppelt so schnell wie die Einnahmen. „So wird die Lücke immer größer, was die Zusatzbeiträge
treibt.“ Schon in der nächsten Wahlperiode werde man sich die Frage stellen müssen, ob die Kostensteigerungen weiter allein von den Versicherten getragen werden müssten.

Jetzt müsse man erst einmal alles tun, um weitere Belastungen zu vermeiden. „Die fetten Jahre, in denen alle Kassen hohe Überschüsse hatten, sind vorbei“, so der AOK-Chef.

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