Arzneimittelversorgung

AkdÄ: 500 Wirkstoffe reichen

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Berlin -

Aus Sicht der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) gibt es in Deutschland ein Überangebot an Arzneimitteln: „Wir haben definitiv zu viele Arzneimittel“, sagte der AkdÄ-Vorsitzende, Professor Dr. Wolf-Dieter Ludwig. „In Deutschland sind rund 20.000 verschreibungspflichtige Arzneimittel mit rund 2000 Wirkstoffen zugelassen“, erläuterte Ludwig. 300 bis 500 dieser Wirkstoffe dürften für eine gute medizinische Versorgung ausreichen. „In einzelnen Bereichen wie der Schmerztherapie bei Tumorpatienten sind die Verordnungen oft sehr irrational.“

Solche kostenträchtige Medikamentengruppen müssten gezielt überprüft werden, sagte Ludwig. Für den Mediziner ist es fraglich, ob die dafür zuständigen Gremien, der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG), die nötige Kapazität haben.


Wegen des AMNOG werden nun neue Arzneimittel auf ihren Zusatznutzen untersucht. „Für viele Arzneimittel ohne Zusatznutzen wird der Preis sinken“, prognostizierte Ludwig. Doch die Herstellerstudien zu den Wirkstoffen, die jetzt bewertet werden, seien häufig schon vor mehreren Jahren geplant worden. „Bevor ein Umdenken der Industrie einsetzt und besser wirksame Arzneimittel auf den Markt kommen, werden einige Jahre vergehen“, so Ludwig.


Die neue unabhängige Bewertung durch G-BA und IQWiG ermöglicht den Ärzten laut Ludwig, „ihr Verordnungsverhalten nicht nur an den Hochglanzbroschüren der Industrie zu orientieren“. Es werde häufiger vorkommen, dass neuen Mittel ein fehlender Zusatznutzen bescheinigt wird. Nach optimistischen Schätzungen könne durch etwa 30 Prozent der neuen Wirkstoffe ein therapeutischer Fortschritt erreicht werden, andere gingen nur von 10 Prozent aus. „Auf die restlichen Präparate könnten wir in Zukunft verzichten, ohne dass sich die Qualität der Patientenversorgung verschlechtert.“

 

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