Enttäuschende Studienergebnisse

Serumtherapie: Nur an den ersten drei Tagen wirksam

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Berlin -

Eigentlich scheint es plausibel: Um die Zeit bis zur eigenen Antikörperbildung zu überbrücken, wird der Körper mit dem Blutserum bereits genesener Covid-Patienten versorgt. In der Recovery-Studie zeigte die Therapie nun jedoch enttäuschende Ergebnisse – Grund dafür ist der späte Behandlungsbeginn. Denn das Serum ist den Daten zufolge in den ersten drei Tagen nach der Infektion am wirksamsten.

Mithilfe der Recovery-Studie wurden seit März verschiedene Therapieansätze zur Behandlung von Covid-19 erforscht. Einer ist die sogenannte „Serumtherapie“, bei der Patienten die Sars-CoV-2-Antikörper von genesenen Menschen über deren Blutplasma erhalten. Das Verfahren galt zu Beginn der Pandemie als vielversprechende Option – auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützte den Einsatz.

Doch die Untersuchung liefert nun ernüchternde Ergebnisse: Die Behandlung zeigte sich in der Studie als unwirksam. Zieht man die Ergebnisse anderer Untersuchungen hinzu, ist dies jedoch nicht überraschend: Denn die Therapie mit Blutplasma wirkt nur in einem sehr frühen Krankheitsstadium. Herauskristallisiert hat sich die Spanne der ersten drei Erkrankungstage. Außerdem scheint es nur positive Effekte zu haben, wenn die Betroffenen noch nicht künstlich beatmet werden müssen. Die Teilnehmer der Recovery-Studie wurden allerdings erst nach einer Woche oder mehr mit dem Serum behandelt. Einige lagen bereits auf der Intensivstation und wurden maschinell beatmet. In einem solch fortgeschrittenen Stadium der Covid-Erkrankung scheint das Blutplasma jedoch nichts mehr ausrichten zu können.

Studienarm wird abgebrochen

Nun wurde eine Zwischenauswertung der Daten von mehr als 10.400 Patienten vorgenommen. Eine Hälfte erhielt eine Serumtherapie, die anderen Hälfte diente als Kontrollgruppe. 18 Prozent der Teilnehmer starben, die Zahl der Todesfälle sei dabei in beiden Gruppen fast gleich hoch gewesen. Der Studienarm zur Serumtherapie soll deshalb nicht weiter fortgeführt werden.

Die anderen Behandlungsarme, welche Tocilizumab, ASS, Colchicin und einem Antikörpercocktail umfassen, sollen jedoch in Zukunft weitere Daten liefern. Die Untersuchung konnte bereits einige Hinweise auf mögliche Therapien liefern: Sie zeigte beispielsweise die positive Wirkung von niedrige dosiertem Dexamethason und die Wirkungslosigkeit von Hydroxychloroquin und Azithromycin.

 

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