Nicht bagatellisieren

Pädiatrie: Kopfschmerz als Lockdown-Folge

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Berlin -

Viele Kinder leiden seit der Pandemie unter verstärkten Kopfschmerzen. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich. Geschlossene Schulen und der verminderte soziale Kontakt können Gründe für die Symptome sein. Leider wird der Kopfschmerz noch allzu häufig bagatellisiert. Anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses wiesen Expert:innen auf die zunehmenden Fallzahlen hin.

Kopfschmerzen bei Kindern sollte stets ernst genommen werden, erläutert Dr. Gudrun Goßrau, Leiterin der Kopfschmerzambulanz im Interdisziplinären Universitätsschmerzzentrum am Universitätsklinikum Dresden. Leider kommt es noch allzu häufig vor, dass Kinder mit dem Leiden nicht ernst genommen werden – sowohl auf Seiten der Eltern, aber auch auf Seiten der Lehrer. In der Praxis fehlt es den Kinderärzt:innen auch oftmals an Zeit, um sich dem Problem ausführlich zu stellen, sodass eine Therapie nicht immer optimal an das Kind angepasst ist.

Gründe sind vielfältig

Nicht selten liegen den Kopfschmerzen ganz einfache Verhaltensfehler zugrunde. Wer zu wenig trinkt oder isst, der bekommt Kopfschmerzen. Eltern sollten ihren Kindern verdeutlichen, dass eine regelmäßige Flüssigkeits- und Ernährungszufuhr Kopfweh vermeiden kann. Aus der Praxis weiß Goßrau, dass die Eltern nicht immer die besten Vorbilder sind. Der stressige Alltag schlägt sich auch auf Mutter und Vater nieder, sodass regelmäßige Mahlzeiten oder das Angebot von Getränken vergessen werden. „Eltern sollten Kopfschmerzen nicht bagatellisieren. Kopfschmerzen können den Alltag und die Zukunft junger Menschen stark beeinträchtigen“, so Goßrau.

In einer Querschnittsstudie in Dresden, mit über 2700 befragten Schülerinnen und Schülern, gaben mehr als zwei Drittel aller Befragten an, regelmäßig an Kopfschmerzen zu leiden.

„Eine ärztliche Diagnose und Therapie der Kopfschmerzen erhalten nur die Wenigsten“, sagt die Kopfschmerzexpertin. „Dabei sind Migräne und Spannungskopfschmerz die häufigsten eigenständigen Schmerzdiagnosen bei Kindern und Jugendlichen.“ Behandelt werden kann das Leiden, je nach Alter, mit Ibuprofen oder Paracetamol. Doch auch Bewegung sollte wieder mehr in den Alltag integriert werden. Sport oder lange Spaziergänge wirken ausgleichend. Bei Migräne ist die positive Wirkung von Ausdauersport in Bezug auf die Attackenhäufigkeit sogar durch Studien belegt. Ist der Alltag schon eingeschränkt, reichen Tabletten und Trinken allein nicht mehr aus. Dann sollten Kinder an spezielle Zentren überwiesen werden, an denen sie an interdisziplinären Konzepten teilnehmen können.

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