Nur 55 statt über 80 Prozent

AstraZeneca: Kürzeres Intervall = weniger Impfschutz

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Berlin -

Das Vakzin von AstraZeneca sorgt weiterhin für Unruhe: Während mittlerweile die Priorisierung aufgehoben wurde, soll nun auch ein kürzeres Impfintervall umgesetzt werden, um den Impfstoff beliebter zu machen und möglichst schnell einen vollen Impfschutz zu erreichen. Experten warnen jedoch: Ein kürzeres Impfintervall soll die Schutzwirkung des Vakzins negativ beeinflussen – je länger mit der Zweitimpfung gewartet werde, umso besser.

Aufgrund der Lockerungen für Geimpfte und Genesene wird die Corona-Impfung immer attraktiver. Das Vakzin von AstraZeneca hat in der Vergangenheit bereits viel Kritik geerntet, mittlerweile ist der Impfstoff freigegeben und kann bei entsprechender Einwilligung in allen Altersgruppen verimpft werden. Ein großer Nachteil war bislang jedoch der vergleichsweise lange Abstand von zwölf Wochen zwischen den beiden notwendigen Dosen.

Doch das soll sich nun ändern und den Impfstoff damit attraktiver machen: Hausärzte sollen den Zeitraum zwischen Erst- und Zweitimpfung auf vier Wochen verkürzen können. Dadurch könnte der vollständige Impfschutz wesentlich früher erreicht werden – nämlich noch vor dem Sommer, dem große Teile der Bevölkerung entgegenfiebern. Im Rahmen der Zulassung ist diese Verkürzung auch erlaubt – dennoch gibt es Kritik von Experten: Sie warnen vor einem schlechteren Impfschutz und plädieren für das längere Impfintervall. Die Erklärung ist einfach: Je länger mit der Zweitimpfung gewartet wird, desto mehr zielgerichtete Antikörper bildet der Körper.

Mit Applikation der ersten Dosis des Vektor-Impfstoffs wird der genetische Bauplan des Coronavirus über die Adenoviren des Vakzins in der Körper geschleust. Die Viren docken an und übertragen das Coronavirus-Erbgut. Der Körper beginnt anschließend damit die Spike-Proteine selbst zu produzieren. Schließlich reagiert auch das Immunsystem: Fresszellen werden mobilisiert und zerstören die infizierten Zellen. Die Reste des Spike-Proteins werden dann an ihrer Oberfläche präsentiert, woraufhin die verschiedenen Immunzellen aktiviert werden. Die B-Zellen stellen Antikörper her, die das Virus bekämpfen – im Rahmen der sogenannten „Affinitätsreifung“ werden diese im Laufe der Zeit mehr und mehr verbessert und auf das Virus abgestimmt.

Genau hier sehen Experten die Problematik bei einem kürzeren Impfintervall: Denn je länger die B-Zellen sich weiter spezialisieren können und „bessere“ Antikörper produzieren, umso höher ist letztlich auch die Schutzwirkung. Der längere Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung mache also durchaus Sinn. Nach vier Wochen seien die Antikörper noch nicht so gut wirksam wie nach zwölf Wochen – die Immunabwehr sei dadurch insgesamt weniger effektiv.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Immunologie liegt die Schutzwirkung beim bisherigen Impfabstand von zwölf Wochen bei über 80 Prozent. Wird das Intervall jedoch verkürzt, nimmt sie massiv ab: Bei einem Abstand von weniger als sechs Wochen liege die Schutzwirkung nur noch bei 55 Prozent. Außerdem lasse die Immunleistung schneller wieder nach. Ein weiterer Aspekt, der für den längeren Abstand spricht, sei zudem auch der Vektor selbst, gegen den der Körper ebenfalls Antikörper bildet: Wird er zu früh erneut präsentiert, zerstört das Immunsystem den Vektor noch bevor die benötigte Information überhaupt übertragen werden kann.

 

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