WHO: „Alle Tabak-Produkte sind schädlich" dpa, 05.10.2018 11:48 Uhr
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Es gibt rund eine Milliarde Raucher weltweit, sieben Millionen Menschen sterben jedes Jahr durch das Rauchen, so die WHO. Foto: APOTHEKE ADHOC
Genf - Nikotin ist schädlich und macht süchtig, aber sind Geräte wie E-Zigaretten oder Tabakerhitzer nicht gesünder als Zigaretten? Sollen Regierungen sie deshalb fördern? Die Tabakindustrie und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegen darüber im Clinch.
Ryan Sparrow steckt ein kleines Tabakstäbchen in sein Gerät, heizt per Knopfdruck kurz auf und zieht dann genüsslich am Filter. Mit deutlich weniger schlechtem Gewissen als früher, als er noch herkömmliche Zigaretten rauchte, versichert er. Für seinen Nikotinschub nutzt Sparrow den Tabakerhitzer Iqos von PMI, dem internationalen Arm des Marlboro-Herstellers Philip Morris. Sparrow arbeitet bei PMI am Neuenburgersee in der Schweiz. Die Firma preist das Tabakerhitzen als geniale Entwicklung: Sie legt Studien vor, die zeigen sollen, dass beim Tabakerhitzen statt -verbrennen fast alle krebserregenden Schadstoffe eliminiert werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist alarmiert.
Ältere Zigarettenalternativen, etwa E-Zigaretten, bei denen flüssiges Nikotin verdampft wird, gibt es schon seit Jahren. „Sie sind in etwa 30 Ländern verboten und in 60 Ländern reguliert“, sagt Vinayak Prasad, bei der WHO für Tabak-Kontrolle zuständig. Dazu gehören Regeln, wo E-Zigaretten benutzt und an wen sie verkauft werden dürfen. Aber Tabak zu erhitzen statt zu verbrennen ist ziemlich neu und Länder ringen darum, wie damit umzugehen ist. „Der unsichtbare Elefant im Raum“, sagte Prasad am Rande einer Tagung mit Vertretern der 181 Mitgliedsländer der Anti-Tabak-Konvention in Genf.
In der Schweiz etwa liegt die Steuer auf Päckchen mit Tabakstangen zum Erhitzen nur bei zwölf Prozent, bei herkömmlichen Zigaretten bei gut 50 Prozent. Der Grund: das neue Produkt wird wie Pfeifentabak versteuert. Der Preis ist pro Packung mit gleich vielen Tabakstäbchen wie Zigaretten aber in etwa gleich. Der Profit für die Tabakfirmen sei bis zu 50 Prozent höher als bei Zigaretten, sagt die WHO. Sie zitiert Schätzungen, nach denen der Umsatz mit Produkten zum Tabakerhitzen explodiert: von 2,1 Milliarden Dollar 2016 auf 17,9 Milliarden Dollar 2021.
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