Tierversuche

25 Jahre patentierte Krebsmaus

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Berlin -

Ratten, Insekten, Kühe, Schafe, Pferde sogar Menschenaffen – rund tausend Patente auf Tiere gibt es heute in Europa. Ähnlich sieht es in den USA und anderen Ländern aus. Der Anfang dieser umstrittenen Praxis liegt 25 Jahre zurück. Als erstes Tier weltweit wurde am 12. April 1988 die Harvard-Krebs-Maus in den USA geschützt. Forscher der gleichnamigen Universität hatten der Maus menschliche Brustkrebsgene übertragen. An der so modifizierten Maus sollten neue Therapiemethoden für den Menschen getestet werden.

Der Erfolg für die Forschung blieb gering. Doch die Entscheidung in den USA und die Patenterteilung durch das Europäische Patentamt EPA vier Jahre später ebneten den Weg für eine ganze Welle von Patentanmeldungen auf Tiere. „Keine Technologie ist a priori vom Patentschutz ausgenommen“, sagt der stellvertretende EPA-Sprecher Rainer Osterwalder.

Ethische Grenzen gibt es fast nur beim Menschen: Das Klonen oder die Geschlechtsauswahl bei der Zeugung sind beim Menschen verboten. Als ethisch unverantwortlich kritisieren Gegner besonders Patente auf Menschenaffen. Bei zwei Patenten, die auch Schimpansen umfassen, wurde eine DNA von Insekten, Zecken und Krabben ins Erbgut geschleust. Beim dritten Patent wurde das Immunsystem von Schimpansen „humanisiert“, um an ihnen Medikamente zu testen. Zwei Einsprüche sind eingelegt, ein dritter soll im Mai folgen.

Der Patentierung der Krebs-Maus folgte ein regelrechter Patentboom bei Tieren. Doch seit längerem nimmt die Zahl der Anmeldungen nicht mehr zu. „Die praktischen Erwartungen haben sich nicht erfüllt“, sagt Osterwalder. Bei den Versuchstieren, die wie die Krebsmaus mit krankmachenden Genen bestückt wurden, waren die Erfolge begrenzt. „Man hat festgestellt, dass die Zusammenhänge komplexer sind und sich oft nicht auf ein Gen reduzieren lassen.“

Das war auch das Problem bei der Harvard-Maus. Sie hatte nur ein Krebs-Gen. Mediziner gehen aber davon aus, dass es Dutzende Brustkrebsarten bei Frauen gibt, bei denen wiederum Dutzende Gene eine Rolle spielen. Auch der Verfahrensweg schreckt manchen Anmelder ab. Gegen das Krebsmaus-Patent gab es 17 Einsprüche, die Verfahren zogen sich über ein Jahrzehnt hin. Als das EPA im Juli 2004 das Patent endgültig bestätigte, war der Patentschutz schon erloschen.

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