Tierarzneimittel

Hähnchen-Mast: Jeden vierten Tag Antibiotika

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Berlin -

Ein Masthähnchen bekommt in Deutschland im Schnitt an zehn seiner 39 Lebenstage Antibiotika. Das hat eine Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und der Universität Leipzig ergeben. Ein Schwein wird demnach während seiner 115-tägigen Mast an durchschnittlich 4 Tagen mit einem antibiotischen Wirkstoff behandelt. Von den Kälbern erhält rechnerisch etwa jedes dritte Tier pro Jahr eine Behandlung von drei Tagen.

Einen Grund für die häufige Behandlung der Hähnchen sieht Projektleiter Professor Dr. Lothar Kreienbrock aus Hannover in der Art der Haltung. „Ein klassischer Geflügelbetrieb hat mehrere tausend Tiere. Wenn ein Tier erkrankt, kann es alle andere anstecken“, sagte der Wissenschaftler. Schweine und Kälber würden in der Regel nicht gemeinsam mit so vielen anderen Tieren auf einer Fläche gehalten, hier sei die Ansteckungsgefahr geringer.

An der Studie nahmen Landwirte und Tierärzte aus ganz Deutschland teil. Die Wissenschaftler haben für das Jahr 2011 Informationen aus über 2000 Nutztierhaltungen erfasst und dokumentiert, welche Antibiotika an welche Tierarten wie oft abgegeben wurden. Auf dieser Grundlage war es möglich, den durchschnittlichen Antibiotikaeinsatz pro Tier abschätzen zu können.

„Valide Daten zum Antibiotikaverbrauch und zur Verbreitung von Resistenzen sind für die Risikobewertung von besonderer Bedeutung“, sagte Professor Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). „Durch gezielte Maßnahmen muss dann der Einsatz von Antibiotika auf das therapeutisch unbedingt notwendige Maß beschränkt werden.“ Das Institut hatte die Studie gefördert.

Der Bundesrat hatte am Freitag strengere Regeln zum Antibiotika-Einsatz in der Tiermast gebilligt. Mit der Novelle, die Anfang 2014 in Kraft treten soll, bekommen die Überwachungsbehörden der Länder mehr Kontrollbefugnisse. Geplant ist ein System, das Behandlungshäufigkeiten misst und vergleichbar macht. Dies soll dazu dienen, dass ein geringerer Antibiotika-Einsatz angeordnet wird. Der Bundesrat hatte sich einstimmig für diesen Kompromiss ausgesprochen, der im Vermittlungsausschuss mit dem Bundestag entstanden war.

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