TV-Beitrag

NDR: Lieferengpässe durch Rabattverträge

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Berlin -

Das NDR-Politikmagazin „Panorama 3“ hat gestern über Lieferengpässe bei Arzneimitteln berichtet: Als Grundproblem werden in dem Beitrag die Rabattverträge identifiziert. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sieht allerdings keinen Handlungsbedarf.

„Immer wieder passiert das: Ein Kunde fragt nach einem bestimmten Medikament, zum Beispiel Antibiotika, und der Apotheker sagt: Ist zur Zeit nicht lieferbar“, so wird der Bericht anmoderiert. In der Apotheke von Dr. Mathias Grau aus Horneburg etwa fehlen laut Bericht derzeit rund 30 Medikamente. Eine Patientin konnte der Pharmazeut gerade noch rechtzeitig mit ihrem Blutdruckmittel versorgen.

Im Bericht wird erklärt, dass Engpässe oft entstünden, weil es keine Alternativen mehr gebe. Krankenkassen schlössen Rabattverträge mit Herstellern, bänden sich dadurch an diese Anbieter und bekämen das Medikament besonders günstig. „Die Patienten können nicht mehr wählen, es entsteht ein Monopol“, heißt es in dem Bericht.

Die Engpässe zeigten sich zuerst beim Großhandel. Lothar-Joachim Jenne, Geschäftsführer des Großhandels Max Jenne, erklärt: „Die Rabattverträge haben die Situation definitiv verschlechtert, weil der Preisdruck auf die Hersteller viel größer geworden ist und sich damit für den Hersteller die Frage stellt, ob er überhaupt produzieren soll.“

Es werde weniger produziert, so die Autoren des Beitrags. Denn nur, wer durch einen Rabattvertrag günstig Medikamente anbiete, könne auf dem Markt bestehen. Falle dieser Anbieter aus, gebe es Engpässe, denen auch Ärzte und Patienten machtlos ausgeliefert seien. „Die Schattenseite der nur auf den ersten Blick günstigen Monopole“, heißt es in dem Beitrag.

Das BMG sehe aber keinen Handlungsbedarf: „Lieferengpässe haben zu keinem Zeitpunkt zu einem medizinisch relevanten Engpass geführt“, heißt es in einer Stellungnahme.

Die Autoren des Berichts kritisieren, dass es aber durchaus zu „medizinischen Problemen“ gekommen wären, und liefert ein Fallbeispiel. Ein Pädiater kritisiert, dass bei den Rabattverträgen nicht an Kinder gedacht werde. Nur in Notfällen könne er mit dem Aut-idem-Kreuz auf einem bestimmten Präparat bestehen.

Das Fazit des Berichts: „Die Krankenkassen sparen viel Geld durch die Rabattverträge, das kommt letztendlich auch den Versicherten zugute. Doch die Patienten zahlen einen hohen Preis: Sie haben keine Wahl mehr.“

Der Apotheker sagt: „Ich würde mir wünschen, dass die Krankenkassen Rabattverträge mit drei oder vier verschiedenen Herstellern schließen, sodass wir immer eine Möglichkeit haben, bei Lieferproblemen auf einen anderen Anbieter auszuweichen.“

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