Medikamenten-Tafel

Nachlässe für Bedürftige in Apotheken

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Arzneimittelrabatt für Bedürftige: Im nordrhein-westfälischen Dülmen unterstützen Apotheker zusammen mit Ärzten die Arbeit der Hilfsorganisation „Dülmener Tafel“. Normalerweise verkauft die Tafel gespendete Lebensmittel für einen symbolischen Preis an Bedürftige. Seit Oktober bietet sie zusätzlich einen Nachlass auf nicht verschreibungspflichtige Medikamente an. Für Arzneimittel, die ihnen auf einem grünen Rezept verordnet wurden, müssen Tafel-Kunden nur die Hälfte des Apothekenabgabepreises bezahlen.

„Einige Patienten haben früher auf verordnete Medikamente verzichtet, weil sie sie nicht bezahlen konnten“, sagte Barbara Schmitt, Inhaberin der Dülmener Markt-Apotheke, gegenüber APOTHEKE ADHOC. Wer ohne Medikamente anschließend nicht gesund wurde, habe sich nicht mehr zum Arzt getraut. Diesen Kunden wollen Apotheker und Tafel helfen: Für besonders gängige Verordnungen übernimmt die Schirmherrin der Dülmener Tafel, die Herzogin Gabrielle von Croy, 50 Prozent des Preises.

Schmitt organisiert zusammen mit Yvonne Redmann, Vorsitzende der Dülmener Tafel, das Medikamenten-Projekt. Alle zehn ortsansässigen Apotheken sind daran beteiligt. Das Konzept stammt von der Stuttgarter Tafel, die seit vier Jahren eine Medikamentenermäßigung gewährt.

Den Hausärzten liegt eine Liste der rabattfähigen Arzneimittel vor. In Dülmen umfasst sie Medikamente für 20 häufige Indikationen. Verordnet der Arzt ein Medikament der Liste auf einem grünen Rezept, gibt es den Rabatt allerdings nicht direkt in der Apotheke: Um Missbräuchen vorzubeugen, muss das Rezept zuvor von der Tafel abstempelt werden.

In den Offizinen müssen die Patienten nicht nach der Ermäßigung fragen: „Der Stempel genügt, um diskret helfen zu können“, so Schmitt. Und „mit Augenmaß“ seien auch kleinere Abweichungen von der Liste möglich. In ihrer Apothekensoftware habe sie die Tafel als Kunden eingerichtet. So wird automatisch der reduzierte Preis angezeigt. Die Differenz zum Apothekenabgabepreis strecken Schmitt und ihre Kollegen vor, um sie nach Quartalsende mit der Tafel abzurechnen.

Obwohl Bedürftige bei der Dülmener Tafel nur einmal wöchentlich einkaufen dürfen, gibt es keine Obergrenze für das Einlösen grüner Rezepte: „Wir gehen davon aus, dass jeder, der zum Arzt geht, auch wirklich krank ist“, so Schmitt.

Die Organisatoren in Dülmen sind zufrieden mit dem Projektstart: Im ersten Quartal wurden mehr als 110 grüne Rezepte mit dem Tafel-Stempel eingereicht - rund 300 Familien kaufen wöchentlich Lebensmittel bei der Tafel ein. Ideen für Verbesserungen gibt es trotzdem: „Wir könnten uns vorstellen, die Medikamentenliste um Kontrazeptiva zu ergänzen“, sagte Schmitt. Auch Einzelfallentscheidungen für Rabatte auf die Begleitmedikation Schwerkranker könnten eingeführt werden.

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