Optimistischer Jungunternehmer

Nach 36 Jahren: Apotheker verkauft an 27-Jährigen

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Berlin -

Nach fast 40 Jahren verkauft Jürgen Brentzke seine Mönch-Apotheke im nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen. Er verabschiedet sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Die Kommunikation mit meinem Team, den Kunden und den umliegenden Arztpraxen wird mir definitiv fehlen. Aber ich bin auch froh, dass ich mit der Bürokratie erstmal viel weniger am Hut haben werde“, so Brentzke.

Zum 1. Januar wird Lukas Adam die Mönch-Apotheke samt 19 Mitarbeitenden in Eidinghausen übernehmen. Der 27-jährige Approbierte ist in Eidinghausen, einem Stadtteil von Bad Oeynhausen, groß geworden und kennt somit bereits viele seiner neuen Kunden und Kundinnen: „Zudem arbeite ich seit fast einem Jahr wieder in der Apotheke von Brentzke“, so Adam, der direkt nach dem Studium schon einmal für ein halbes Jahr dort angestellt war. Das sei sein großer Vorteil: „Das Team und auch die Patienten wissen, worauf sie sich einlassen, das Vetrauen ist schon da, und die gute Kommunikation kann nach dem Inhaberwechsel weitergeführt werden“, so Adam.

Brentzke blickt dem Verkauf entspannt entgegen: „Ich wollte eigentlich erst zu meinem 70. Geburtstag in den Ruhestand gehen. Aber mit Adam habe ich den perfekten Nachfolger gefunden“, freut sich der Apotheker. Schon die Eltern des 27-Jährigen waren Kunden bei Brentzke: „Es ist eine langjährig gewachsene Beziehung, und vor allem das Team der Apotheke profitiert davon. Alle meiner 19 Mitarbeiter werden auch nach dem Wechsel der Apotheke treu bleiben, das ist nicht selbstverständlich“, so Brentzke.

Auch die Kundennähe liegt Adam am Herzen: „Die pharmazeutischen Dienstleistungen spielen für die Apotheke eine große Rolle. Vor allem auf die Medikationsanalyse lege ich großen Wert“, so Adam. „Brentzke und ich pflegen eine sehr gute Kommunikation mit den umliegenden Arztpraxen, es ist ein Geben und Nehmen, wir greifen uns gegenseitig unter die Arme, um die Patienten optimal beraten zu können“, so der Approbierte.

Ihm sei nicht daran gelegen, den Ärzten in die Verschreibung reinzureden: „Die Compliance-Förderung muss an erster Stelle stehen. Patienten kaufen in der Apotheke öfter Arzneimittel zur verschreibungspflichtigen Medikation dazu, ohne den Arzt zu informieren. Wir klären dann, ob es zusammen passt und gehen gern ins Gespräch, um Fragen zu klären und Medikationspläne besser abzustimmen“, so Adam.

Adam freut sich auf die neue Aufgabe: „Ich habe das beste Team, dass ich mir wünschen kann. Und ich glaube, dass wir jungen Menschen noch viel bewegen können, auch wenn es im Hinblick auf die Zukunft momentan schwierig aussieht.“ Er betont dabei den noch nie dagewesenen Schulterschluss durch die vergangenen Proteste: „Seit einer Ewigkeit stehen die Apotheken geschlossen für eine Sache ein. Wir müssen unbedingt an die Proteste anknüpfen und die so gewonnene Einheit positiv nutzen für Lobbyarbeit. Es ist wichtig, dass eine Selbstständigkeit lukrativ bleibt“, so Adam.

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