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Jenny und Johnny auf Apothekenkalenderexpedition

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Berlin -

Lokale Hotspots statt naive Landschaften: Für seinen Kundenkalender schickt ein Apotheker die Gliederpuppen Jenny und Johnny auf eine spannende Fotoexpedition durch das heimische Jüchen.

So ein bisschen sei er sie leid gewesen, die gängigen Apothekenkalender mit naiven Bildern oder schönen Landschaften, sagt Dr. Sebastian Leuffen von der Adler-Apotheke in Jüchen. „Ich wollte etwas Neues und Originelles, das zum Ort und seinen Menschen passt.“ Der Zufall habe ihn mit Michael Rath und Jutta Rebel-Freymark und ihrem Atelier Pixelwerkstatt zusammengebracht.

Bereits für 2017 hatte das Künstlerpaar einen Kalender mit lokalem Bezug kreiert. „Wir stellten Motive des Malers Carl Spitzweg mit realen Jüchener Persönlichkeiten nach, das war mit einem unglaublichen organisatorischen Aufwand verbunden“, erzählt Rebel-Freymark. Diesmal wollten sie es sich ein wenig einfacher machen. „Mein Blick fiel auf die hölzernen Anatomiepuppen, die wir als Vorlage für unsere Gemälde verwenden.“ Sie taufte sie auf Jenny und Johnny und schickte sie auf eine Expedition. In jedem Monat besuchen die beiden eine andere Attraktion: den Karneval wie den Weihnachtsmarkt, die Oldtimerrallye wie den Tagebau.

Auch bei einer 23.000-Einwohner-Stadt seien genug Motive zusammengekommen. „Jüchen ist eine Flächengemeinde, die aus vielen kleinen Dörfern besteht“, erzählt Rebel-Freymark. „Jeder will markante Orte wiedererkennen.“ Die Fotos der Sehenswürdigkeiten entstanden bis auf wenige Ausnahmen auch in den Monaten des jeweiligen Kalenderblatts. Die Puppen wurden im Atelier in ein Lichtzelt gestellt und anschließend mit Photoshop in das Bild montiert.

Der fertige Kalender komme sehr gut an, kann Leuffen bestätigen. Er stammt selbst aus der Region, aus einem Nachbarort von Grevenbroich. „Mein Vater ist selbst Apotheker, ich bin quasi in der Landapotheke groß geworden.“ Nach seinem Pharmaziestudium in Düsseldorf arbeitete er eine Weile in der Pharmaindustrie bei Janssen-Cilag und im Großhandel. „Am besten gefallen hat es mir aber in der ländlichen Apotheke.“ Sein Bruder habe in der Zwischenzeit den heimischen Betrieb vom Vater übernommen. „Da musste ich mir etwas Eigenes suchen. Über meine Kontakte im Großhandel fand ich 2011 die Adler-Apotheke in Jüchen.“

Sein Vorgänger führte die Apotheke bereits von 1975 an als Nachfolger seines Vaters, doch die Kinder mochten nicht in seine Fußstapfen treten. Die Bevölkerung habe ihn erst ein wenig reserviert empfangen, doch der Übergang sei sanft verlaufen, sagt Leuffen. „Ein halbes Jahr vor Übernahme arbeitete ich als Angestellter meines Vorgängers, nach dem 1. April 2012 arbeitete er noch ein halbes Jahr bei mir.“

Auch das existierende Team habe er behalten. „Ich habe nicht alles auf links gedreht, das kam bei den Menschen hier gut an.“ Sicher habe auch geholfen, dass er etwas das hiesige Platt beherrsche. „Das passt von der Mentalität her.“

Der heute 38-Jährige zog mit zwei Sprösslingen nach Jüchen, die Tochter ist heute sieben, der Sohn dreieinhalb Jahre alt. „Über sie bekomme ich mit, dass manches nicht so gut funktioniert und mitunter finanzielle Not am Mann ist.“ Gerne wolle er der Stadt, die ihn aufgenommen hat, etwas zurückgeben. Die Kalender sind kostenlos erhältlich, Spenden für die örtlichen Kindertagesstätten sind willkommen. Die Kalendersaison hat noch gar nicht richtig angefangen, da sind schon fast 300 Euro zusammengekommen. „Manche finden es super, dass der Erlös Kindern zugute kommt, sie werfen gleich 10 Euro in die Spendendose“, berichtet Leuffen. „Andere geben ihr Wechselgeld.“

Im nächsten Jahr feiert die Adler-Apotheke ihren 200. Geburtstag. „Ich bin nach meiner Zählung der 14. Apotheker hier.“ Das stolze Jubiläum werde im Frühjahr oder Sommer gefeiert. Finanziell sieht er seine Betrieb auf soliden Füßen. „Mit den Preisen aus dem Internet kann ich nicht mithalten, aber den Leuten ist die gute Beratung den einen oder anderen Euro mehr wert.“

Gleichwohl sei Personalknappheit auch ein Thema in der Adler-Apotheke: „Junge Approbierte oder PTA zu finden, ist schwierig. Die Stadt bietet eine ganz andere Lebensqualität“, weiß Leuffen. Die Kommunikation in einer ländlichen Apotheke sei zudem eine ganz andere als in einer Metropole. „Hier wird viel gesprochen und viel Zeit in die Leute investiert. Das muss man mögen.“

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