Mehr THC, mehr Klinikeinweisungen

Holetschek: Scholz soll Cannabis-Legalisierung stoppen

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Berlin -

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgefordert, die von der Ampel-Koalition geplante Cannabis-Legalisierung zu stoppen.

Holetschek verwies am Freitag in München auf die jüngsten Äußerungen von Scholz, der zwar an der Legalisierung festhält aber auch auf Probleme beim Cannabis-Konsum hingewiesen hatte. Unter anderem hatte er in Magdeburg erklärt, dass einige Leute „sich das Hirn weggekifft“ und durch Cannabis-Konsum schwere psychische Schäden davongetragen hätten.

Holetschek betonte: „Wenn der Kanzler die großen gesundheitlichen Cannabis-Risiken kennt, sollte er jetzt von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch machen und das Legalisierungsvorhaben auf Eis legen.“ Die Hemmschwelle dürfe nicht sinken. „Genau diese Gefahr besteht bei der im Berliner Koalitionsvertrag geplanten Abgabe für Genusszwecke“, sagte Holetschek. „Es ist unverantwortlich, die Gefahren insbesondere für junge Leute durch Cannabis-Konsum zu verharmlosen“.

In Berlin dagegen will der Senat aus SPD, Grünen und Linken die von der Bundesregierung geplante gesetzliche Erlaubnis zum Verkauf von Cannabisprodukten wie Marihuana und Haschisch unterstützten und „zügig umsetzen“ – und dies obwohl die Zahl der Drogenkonsumenten, die wegen der Diagnose „Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide“ in Krankenhäusern behandelt wurden, in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist: Für 2012 wurden 735 Fälle angegeben, 2017 waren es bereits 1001 Fälle und 2019 1226 Fälle. Bezogen auf 100.000 Einwohner stieg der Wert von knapp 22 auf 33,5.

THC-Gehalt verdoppelt

Der Gehalt der rauscherzeugenden Substanz THC in manchen Cannabisprodukten hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. So wurde in beschlagnahmtem Haschisch 2012 durchschnittlich 10,1 Prozent THC festgestellt, im laufenden Jahr lag der Gehalt bei 20,4 Prozent, wie die Senatsgesundheitsverwaltung auf eine AfD-Anfrage antwortete.

Bei Cannabisblüten, zu denen auch Marihuana gehört, gab es einen Anstieg von durchschnittlich 12,1 Prozent auf 13,2 Prozent – allerdings führen die Zahlen in die Irre. Enthalten sind in dem Wert auch sogenannte Cannabidiol Blüten (CBD), die kein THC enthalten. „Die durchschnittlichen Gehalte an THC dürften bei den rauscherzeugenden Blüten somit höher liegen.“ Der maximal gefundene Anteil betrug 31 Prozent.

Die Polizei beschlagnahmte in den vergangenen Jahren zunehmend mehr Marihuana. In den Jahren ab 2011 waren es zunächst zwischen 200 und rund 400 Kilogramm im Jahr. Ab 2016 lagen die Mengen zwischen 300 und 700 Kilogramm, 2021 waren es mehr als 2300 Kilo. Einzelne große Funde können die Statistik dabei verzerren.

In Berlin gibt es laut Senat acht Fachkliniken und zahlreiche weitere Behandlungsstellen für rauschgiftsüchtige Menschen und einen möglichen Drogenentzug. Insgesamt stünden 1000 Plätze zur Behandlung zur Verfügung. Außerdem gebe es bei der Landesstelle für Suchtfragen zahlreiche Selbsthilfegruppen für Marihuana- und Haschisch-Konsumenten.

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