Naturschutz

Heilpflanzen sterben aus

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Zum sorgsamen Umgang mit wildlebenden Heilpflanzen haben Wissenschaftler der Universität Frankfurt aufgerufen. Rund 80.000 Heilpflanzen seien bekannt, sagte Professor Dr. Rüdiger Wittig vom Institut für Ökologie, Evolution und Diversität. Mehr als 15.000 Arten seien in ihrem Bestand gefährdet oder vom Aussterben bedroht. In Deutschland sei jede fünfte wildwachsende Blütenpflanze medizinisch nutzbar, darunter Johanniskraut, Baldrian, Schlüsselblume oder Weißdorn. Spitzenreiter in der medizinischen Verwendung von Pflanzen ist China, das 36 Prozent der dort wachsenden Arten für Heilzwecke nutzt.

Auch für die Pharmaindustrie sei die Heilkraft der Pflanzen nach wie vor von großer Bedeutung, sagte Professor Dr. Theo Dingermann vom Institut für Pharmazeutische Biologie. Etwa drei Viertel aller Medikamente hätten Naturstoffe zum Vorbild, längst sei noch nicht alles aus dem „chemischen Ideenschatz“ entdeckt. „Theoretisch ist jede Pflanze eine Heilpflanze.“ Als Beispiel nannte er das Madagaskar-Immergrün (Catharanthus roseus), deren Vincaalkaloide Vincristin und Vinorelbin als Zytostatika in der Chemotherapie eingesetzt werden.

Viele chemische Wirkstoffe sind Nachbauten aus der Natur, nur von ganz wenigen Pflanzen wird der Wirkstoff direkt verwendet wie etwa Morphium und Codein aus Mohn oder Taxol aus der Eibe gegen Brustkrebs. Um die Vielfalt dieser natürlichen Ressource zu erhalten, riefen die Wissenschaftler zum sorgsamen Umgang mit Heilpflanzen auf. Wichtig seien vor allem international geltende Grundsätze für
nachhaltige Nutzung, weil 70 Prozent der Heilpflanzen in der Natur gesammelt werden. Über entsprechende Regeln werden Regierungsvertreter aus 190 Ländern auf der UN-Naturschutzkonferenz vom 19. bis 30. Mai in Bonn beraten.

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