Gefährlicher Trend in sozialen Medien

Amoxicillin zu verschenken!

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Berlin -

Mit seinem Aufruf an die Öffentlichkeit, sich gegenseitig mit Fiebersäften auszuhelfen, hat Ärztepräsident für Schlagzeilen und Entsetzen unter den Heilberufen gesorgt. Bei den Verbraucherinnen und Verbraucher hat die Idee aber offenbar verfangen: In den sozialen Netzwerken zeichnet sich ein gefährlicher Trend ab: Medikamentenreste werden getauscht und verschenkt. Ob angebrochene Säfte gegen Fieber oder Antibiotika – alles ist dabei.

Amoxicillin übrig! So bietet eine Mutter das Antibiotikum im Internet auf einer Seite für Nachbarschaftshilfe an. Die Flasche sei noch zu zwei Drittel voll und könne abgeholt werden, falls jemand sein Antibiotikum in der Apotheke nicht erhalten habe. Die Indikation wird dazu auch genannt: gegen Streptokokken oder Mittelohrentzündung. Was sicherlich gut gemeint ist, kann gravierende Folgen haben. Weder die Lagerung ist bekannt noch wie lange die Flasche schon geöffnet ist. Besonders fatal ist auch die fehlende Verordnung durch einen Arzt, und die Gefahr einer leichtfertigen Antibiotikagabe ist groß.

Flohmarkt-Vorschlag kommt falsch an

Reinhardts Vorschlag, einen Flohmarkt für Medikamente ins Leben zu rufen, hat nicht nur Entrüstung in der Apothekerschaft ausgelöst. Kund.innen reagieren: Apotheken berichten mehrfach von Anfragen, ob Altmedikamente zum Spenden und Tauschen vorbei gebracht werden können. Mitunter wird der Aufruf des Präsidenten der Bundesärztekammer so verstanden, Haltbarkeitsdaten zu ignorieren und Anbrüche nicht zu verwerfen, sondern bestenfalls weiterzugeben an die Nachbarin mit dem fiebernden Kind.

Notfall-Gruppen für Medikamente

Eltern gruppieren sich auf Medien wie Facebook in sogenannten Notfall-Gruppen, um sich auszuhelfen mit den fehlenden, aber dringenden Fieber- und Schmerzmitteln. Oft fehlen die Packungsbeilagen. Die Verzweiflung der Eltern mit fieberndem Kind überschattet ein vernünftiges Vorgehen.

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