Pharmahandelskonzerne

Owen: Celesio ist wieder stabil

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Berlin -

Anderthalb Jahre nach der Übernahme durch den US-Konzern McKesson befindet sich der Stuttgarter Pharmahändler Celesio nach Angaben von Vorstandschef Marc Owen wieder in ruhigem Fahrwasser mit guten Wachstumsaussichten. „Celesio ist wieder stabil“, so Owen. Celesio verstehe sich als „Dienstleister für Apotheken und Patienten“ und setze auf „Wachstumsmöglichkeiten in bestehenden Märkten“. Experimente wie in der Vergangenheit sollen unterbleiben. Owen: „Wir bewegen uns in den Ländern, in denen wir das können.“

Laut Owen will Celesio in den bestehenden Märkten und mit dem angestammten Großhandel- und Apothekengeschäft wachsen. Neue Dienstleistungen sowie die Steigerung von Produktivität und Effizienz sollen das Wachstum tragen. In Deutschland setzt Celesio weiterhin auf Gehe und „Gesund Leben“. „Wir wollen auf unsere Kunden hören und von ihnen lernen“, so Owen. Daher biete man die Bausteine des neuen Konzeptes in Deutschland ausschließlich unter der Marke „Gesund leben“ an. Owen: „Das hat sich bewährt.“

Inzwischen hätten sich gut 110 der „Gesund leben“-Apotheken für die Pro- und Optimum-Partnerschaften entschieden. Diese Konzepte waren im Herbst 2013 zunächst unter dem Namen Lloyds gestartet – doch zeigte sich schnell, dass diese Marke in Deutschland nicht durchzusetzen war. Daraufhin wurden sie ins „Gesund leben“-Konzept integriert. Diese Angebote umfassen die Umsetzung eines – mehr oder weniger weitgehenden – Ladenbaukonzepts im grün-weissen Lloyds-Design und die Beratungsschwerpunkte Schmerz und/oder Haut.

In den zurückliegenden 18 Monaten seit der Übernahme durch McKesson habe man die Celesio-Aktivitäten „konsolidiert“, so Owen. Dazu gehört für den Celesio-Chef unter anderem der Verkauf des Geschäfts in Brasilien. Das südamerikanische Land galt eine Zeitlang als Hoffnungsträger für Celesio. Zum Jahreswechsel verkaufte der Stuttgarter Konzern aber nach „eingehender Prüfung des operativen Geschäfts“ den Großhändler Panpharma und Specialty-Dienstleister Oncoprod. Owen: „Wir wollen uns auf das Europageschäft konzentrieren.“

Zu den neuen „strategischen Partnerschaften“ zählt der Celesio-Chef den Sainsbury’s Deal in Großbritannien. Mitte 2015 hatte Celesio das Apothekengeschäft der Supermarktkette Sainsbury’s für 125 Millionen Britische Pfund (umgerechnet rund 177 Millionen Euro) übernommen.

Die McKesson-Tochter übernahm von Sainsbury’s 281 Apotheken, darunter 277 in Supermärkten sowie vier Krankenhausapotheken. Allerdings steckt die Übernahme noch im Kartellverfahren bei der britischen Competition and Market Authority (CMA). Die Behörde hat Bedenken: In einigen Regionen könnte der Wettbewerb ungünstig beeinflusst werden. Man arbeitet an einer Lösung, die Verhandlungen laufen noch. In 13 Regionen müssen die Marktverhältnisse vermutlich bereinigt werden. Dem könnten auch Lloyds-Apotheken zum Opfer fallen. Die Sainsbury‘s Standorte auf der Insel sollen danach schrittweise in die Marke Lloyds Pharmacy umbenannt werden.

Anfang Februar gab Celesio zudem den Kauf des britischen Hauspflegedienstleisters Bupa Home Healthcare bekannt. Das 2006 gegründete Unternehmen betreut im Jahr 35.000 Patienten in ihrem häuslichen Umfeld und soll das Portfolio von Celesio ergänzen. Auch das passt in Owens Celesio-Philosophie.

Bereits zum Jahreswechsel hatte Celesio seine Position in Belgien ausgebaut. Der Stuttgarter Konzern übernahm Belmedis, die Nummer 2 im dortigen Pharmagroßhandel von der französischen Genossenschaft Welcoop. Für einen nicht benannten Kaufpreis gingen Belmedis, der Pre-Wholesaler Cophana und eine Mehrheitsbeteiligung an Sofiadis, einem Einkaufsverband von rund 430 unabhängigen Apothekern, an Celesio. Celesio ist seit Jahren mit Pharma Belgium aktiv und hatte 2009 das Großhandelsgeschäft von Mediq (Laboratoria Flandria) übernommen. Demnächst soll auch das niederländische Geschäft von Mediq zu Brocacef, dem Joint Venture von Celesio und Phoenix, gehören.

„Und wir haben die portugiesische Apothekenkooperation Holon gekauft“, so Owen, „die der Gehe-Kooperation Gesund leben ähnelt“. Als Großhändler sind die Stuttgarter in Portugal mit OCP bereits seit 1993 aktiv. Holon arbeitet mit fast 380 Apotheken zusammen und hat circa 80 Mitarbeiter. Zum Serviceportfolio gehören pharmazeutische Dienstleistungen, Marketing, Trainingskonzepte und attraktive Einkaufskonditionen.

Für Owen gehört auch der Kauf des irischen Großhändlers United Drug durch McKesson in die neue Celesio-Strategie. Die Geschäfte des Großhändlers werden von Celesio in Großbritannien gesteuert. Außerdem wechseln TCP, ein führender Anbieter für ambulante Krankenpflege in Irland, und Masta, ein Versandhandel für Reiseimpfstoffe in Großbritannien, den Besitzer. United Drug hat vier Niederlassungen; der Gesamtumsatz der Sparte, zu der auch andere Logistikaktivitäten gehören, lag zuletzt bei 1,5 Milliarden Euro. Auf der Ertragsseite stehen 40 Millionen Euro, wobei mehr als die Hälfte auf den Großhandel entfällt.

„Das sind die Säulen unseres Wachstumsmodells“, so Owen. Die Integration der Zukäufe erfordere noch „harte Arbeit“, Celesio sei damit jedoch für die Zukunft „gut gerüstet“. Die größte Herausforderung für die kommenden Jahre sieht Owen zudem in der Digitalisierung des Großhandels- und Apothekengeschäfts.

„Wachstum ist wichtiger denn je“, so Owen. Die Herausforderungen und Änderungen in den Gesundheitsmärkten eröffneten für Celesio zweistellige Wachstumschancen. Der Wettbewerb in den regulierten Märkten werde einerseits bestimmt vom Kostendruck öffentlicher Gesundheitssysteme wie aktuell in Großbritannien, aber auch vom steigenden Anteil älterer Menschen, die „höhere Ansprüche an ihre Lebensqualität stellen“. Owen: „Das Celesio-Wachstum beruht auf der Ausweitung unserer Angebote und Dienstleistungen für Apotheken und Patienten, auf Innovationen und der Konsolidierung der Märkte in Europa, die viele Chancen bietet.“

Im Juni wird McKesson seine Geschäftszahlen für 2016 präsentieren. In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2015/16 stiegt der Celesio-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,8 Prozent (währungsbereinigt: plus 3,6 Prozent) auf 16,2 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg etwas stärker um 7,8 Prozent (währungsbereinigt plus 0,8 Prozent) auf 343,5 Millionen Euro, das Konzernergebnis insgesamt um 57,8 Prozent (bereinigt: plus 15,8 Prozent) auf 212,7 Millionen Euro. Das gab der Pharmahandelskonzern am 28. Januar bekannt.

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