Verdrängen oder verlieren: Wachstum findet im OTC-Markt heute fast immer auf Kosten Dritter statt. Besonders umkämpft ist der Analgetikabereich; die Wettbewerber gönnen sich untereinander nicht den kleinsten Vorsprung. Johnson & Johnson (J&J) bringt jetzt mit großem Werbeaufwand eine Dolormin-Weichkapsel auf den Markt – den sich bislang Pfizer und Bayer teilen.
Insgesamt werden nach Zahlen von Insight Health in den Apotheken pro Jahr 113 Millionen Packungen an OTC-Analgetika verkauft. Der Markt hat ein Volumen von 518 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP). Wichtigster Wirkstoff ist Ibuprofen: 41 Prozent nach Absatz und 46 Prozent nach Umsatz entfallen laut Insight Health auf das Segment, in dem traditionell Dolormin zu Hause ist.
Doch seit auch die Generikaanbieter Varianten mit Lysin im Sortiment haben, musste der Platzhirsch Federn lassen. Die Verkaufszahlen waren zuletzt im mittleren einstelligen Bereich rückläufig. Auch LCD-Bildschirme auf dem HV-Tisch konnten den Trend nicht stoppen. Zum Jahresbeginn räumte man in Neuss das eigene Portfolio auf.
Die Weichkapsel mit 400 mg Wirkstoff könnte ein Versuch der Neupositionierung sein. Bis zu acht Stunden Wirkung werden versprochen, außerdem hat J&J die Indikation Muskelschmerzen für sich. Zunächst kommt nur eine Variante mit 10 Stück auf den Markt, die mit 6,19 Euro sogar günstiger als der Klassiker Dolormin extra ist (7,21 Euro). Doch die TV-Kampagne zeigt, dass man der neuen Formulierung bei J&J mehr zutraut als nur eine weitere vorübergehende „Line extension“ zu sein.
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