„Wir waren am falschen Grenzübergang“ APOTHEKE ADHOC, 08.11.2019 10:25 Uhr
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Das Wunder der Wende: Pharma-Promis erzählen ihre Geschichte des 9. November 1989. Fotos: Privat
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Dr. Hans-Georg Feldmeier (Dermapharm) wurde am Grenzübergang Invalidenstraße vertröstet – und verpasste so, wie an der Bornholmer Straße die Mauer fiel. Foto: Privat
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Er arbeitete damals bei Berlin-Chemie, wo die Tablettenproduktion nahezu still stand. „Wir hofften, dass die Kollegen wiederkommen, was sie taten.“ Foto: Dermapharm
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Eduard Dörrenberg (Dr. Wolff) unterbrach sein Studium, um für Alpecin & Co. den Vertrieb im Osten aufzubauen. „Ich war der einzige Bewohner einer Salzstangen-Fabrik.“ Foto: Dr. Wolff
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Dr. Ralph Grobecker (Stada) verließ im Oktober 1989 erstmals für längere Zeit seine Heimatstadt, um in Cambridge einen Master in Physik zu machen. Er realisierte erst später, was zu Hause vor sich ging. Foto: Privat
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Die Kraft der DDR-Bürger, mit der das Wunder des Mauerfalls gewaltfrei vollbracht wurde, inspiriert ihn noch immer: „Seitdem ist mir klar, dass praktisch fast alles möglich ist, wenn man es nur will und zielstrebig verfolgt!“ Foto: Christof Stache
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Ein Wechselbad der Gefühle erlebte Jörg Wieczorek (Hermes), als er den Abend im Fernsehen verfolgte: „Hoffentlich passiert nichts Schlimmes und alles bleibt friedlich! Es waren unfassbare Gänsehautmomente.“ Foto: Privat
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Als er im Dezember 1989 in Berlin war, griff er selbst zum Hammer und schlug Steine aus der Berliner Mauer.
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Ingrid Blumenthal (Aliud) war im Februar 1990 zum ersten Mal mit Freundinnen in Weimar. „Wir wunderten uns über Babys in Kinderwagen vor den Läden. Das Gefühl der Sicherheit war hier offensichtlich ein anderes als ich es gewohnt war.“ Foto: Privat
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Ein Stück Berliner Mauer hat sie seitdem immer in der Tasche. „Es gibt mir Mut, an Unerwartetes nicht nur zu glauben, sondern scheinbar ‚Unmögliches‘ auch anzustreben.“ Foto: APOTHEKE ADHOC/Peter van Heesen
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Dank Vermittlung durch den damaligen Chef der AOK Rheinland kam Mathias Wettstein (AvP) in den Osten. Nach dem Start in einer Wohnung zog der Rezeptabrechner in einen ehemaligen Kindergarten. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Gabriela Hame-Fischer (MVDA) war im November 1989 auf dem Land nahe Oxford. In einem Pub erfuhr sie vom Mauerfall. Foto: Privat
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Um Details zu erfahren, rief sie von einer Telefonzelle aus zu Hause an. Foto: MVDA
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Wolfgang Späth (Hexal) arbeitete damals für die AOK Bayern. Damals machte die Geschichte die Runde, dass ein Arzt aus dem Osten Adidas-Turnschuhe auf Kassenrezept verordnet hatte. Foto: Privat
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Als er für Hexal später den Außendienst aufbaute, beeindruckte ihn der „unwahrscheinliche Optimismus, der starke Wille in einem neuen Beruf erfolgreich zu sein und eine sehr starke Identität mit dem Unternehmen“. Foto: Christof Stache
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Dr. Stefan Koch (Aristo) verbrachte mit Freunden den Jahreswechsel 1989/90 in Berlin. An jedem der offenen Grenzübergänge besorgte er sich die damals noch obligatorischen Stempel. Foto: Andreas Domma
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Rüdiger Hoppe (Trommsdorff) fuhr am Wochenende nach dem Mauerfall nach Berlin und staunte über die vielen Menschen auf den Straßen, die so ausgiebig feierten und sich in den Armen lagen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Stundenlang stand Hoppe im Stau – zwischen Trabbis aus dem Osten und VW Golf aus dem Westen. Foto: Privat
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Auf dem Weg zum Brandenburger Tor allgegenwärtig: der Trabi. Foto: Privat
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Später hielt Hoppe als Gastdozent BWL-Vorlesungen in Leipzig. Foto: Privat
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Weil ihr späterer Mann sie nicht informierte, verschlief Dr. Kerstin Kemmritz (Apothekerkammer Berlin) die Nacht, in der die Mauer fiel. Foto: Falken Apotheke Weißensee
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Edwin Kohl feierte an jedem 9. November seinen 40. Geburtstag – sein schönster, wie er sagt. Foto: Privat
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Schon kurze Zeit nach dem Mauerfall gab es die ersten beruflichen Kontakte, da auch Apotheken aus dem Osten nun Kunden wurden. „Westpräparate zu einem günstigeren Preis waren gefragt.“ Foto: Kohl
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Professor Dr. Michael Popp (Bionorica) hatte gerade die Leitung des Familienunternehmens übernommen, als die Mauer fiel. Ein Glücksfall für die Fima und für Phytopharmaka überhaupt, die im Osten sofort gefragt waren. Foto: Privat
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Schnell waren es auch Menschen aus der ehemaligen DDR, die im Unternehmen mit „anpackten“. Das Geschäft in Moskau baute ein Mitarbeiter aus Thüringen auf. Foto: Elke Hinkelbein
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Hanns-Heinrich Kehr (Richard Kehr) nahm sofort Kontakt zu Apothekern aus dem damaligen Bezirk Magdeburg auf. Immerhin war sein Unternehmen in Halberstadt gegründet worden. Foto: Andreas Domma
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„Für einen guten Start“ verschickte der Provatgroßhändler nach der Wende Angebotslisten an Apotheken in Sachsen-Anhalt. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Apotheker des Pharmazeutischen Zentrums Halberstadt waren bereits im November in Braunschweig zu Gast. Foto: Kehr
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Junge Apotheker aus Magdeburg kamen vorbei und nahmen alte Regale für den Aufbau einer Freiwahl in ihrer Apotheke mit. „Ich bin noch heute mit ihnen nicht nur geschäftlich, sondern auch freundschaftlich verbunden.“ Foto: Kehr
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Für die Kollegen aus dem Osten wurden auch gebrauchte Dafü-Geräte gesucht. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - Die Nacht, in der die Mauer fiel, berührt auch noch 30 Jahre danach die Menschen und Ost und West. Für APOTHEKE ADHOC haben bekannte Personen aus der Branche ihre ganz persönlichen Erinnerungen an den 9. November 1989 aufgeschrieben.
Dr. Hans-Georg Feldmeier, Dermapharm
„Wir hofften, dass die Kollegen wiederkommen“
Ich bin ein Ossi!!! Ich habe damals für den VEB Berlin-Chemie in der Galenischen Entwicklung gearbeitet.
Unmittelbar nach der Aktuellen Kamera am 9. November 1989 und dem missglückten Schabowski-Interview sind meine Frau und ich sofort an den Grenzübergang Invalidenstraße gefahren. Ich wohnte damals in Berlin Prenzlauer Berg.
Dort waren circa 10 Leute, keiner traute sich bis zu Absperrung vor. Meine Frau und ich sind dann zum Grenzposten vorgelaufen und haben dem Wachhabenden vom Schabowski-Interview erzählt und gesagt, dass wir jetzt hier durchgehen wollen.
Er vertröstete uns auf den morgigen Tag und wir sollten erst zur Polizei. Dennoch waren wir unendlich happy, weil es nun so schien, dass die Mauer aufgeht. Wir gingen deshalb in eines der damals besten Restaurants von Berlin, die Offenbach-Stuben, Senefelder Straße und haben gefeiert! Dort haben wir die Öffnung der Mauer verpasst, die am Grenzübergang Bornholmer Straße war. Wir waren also am falschen Grenzübergang.
Am nächsten Morgen bin ich wie immer zur Arbeit gefahren, von Prenzlauer Berg nach Johannisthal, an der Mauer vorbei. Dort sah ich die Menschentraube am Übergang Warschauer Straße. Bei Berlin-Chemie stand die Tablettenproduktion in Johannisthal nahezu still. Wir hofften, dass die Kollegen wiederkommen, was sie taten.
Das Bild meines Chefs werde ich nie vergessen, als ich pünktlich um 7 Uhr am Morgen des 10. November an seiner offenen Tür vorbeikam. Er stützte den Kopf in beide Hände und hörte Radio. Er hat glaube ich in genau diesem Moment verstanden, was sich jetzt verändern wird.
Was dann begann war unglaublich….
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