Pharmakonzerne

Novartis/GSK-Deal nur unter Auflagen

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Brüssel -

Novartis und GlaxoSmithKline (GSK) dürfen ihren Mega-Deal nach einer

Entscheidung der EU-Kommission nur unter Auflagen umsetzen. Novartis

muss seine Rechte an zwei Krebsmitteln verkaufen, teilte die Brüsseler Behörde mit. Beide Konzerne müssen zudem Vermögenswerte

im Bereich Impfstoffe und Gesundheitsprodukte verkaufen, um das

geplante Joint-Venture für rezeptfreie Medikamente und

Gesundheitsprodukte gründen zu dürfen.

Novartis gibt seine Rechte an MEK162, einem MEK-Inhibitor, an dessen Entwickler und Lizenzgeber Array BioPharma zurück und veräußert die Rechte an LGX818, einem Braf-Inhibitor an Array. Beide Inhibitoren blockieren die Zellproliferation, die für das Tumorwachstum und die Progression verantwortlich ist. Die Kommission fürchtete auf dem Gebiet der Krebstherapien ein „Duopol“ zwischen Novartis und Roche.

Demnach hätte der Zusammenschluss Novartis zur Aufgabe der laufenden Bemühungen geführt, seine LGX818/MEK162-Kombinationstherapie für Hautkrebs auf den Markt zu bringen sowie zum Verzicht weiterer klinischer Studienprogramme für eine breitere Anwendung.

Die Kombinationsbehandlung wird derzeit für eine Reihe anderer Krebsarten getestet, etwa Eierstock-, Darm- oder Lungenkrebs. Die Kommission erwartet, dass Braf- und MEK-Inhibitoren zur Standard-Therapie von Hautkrebs werden. In den nächsten Jahren würden die Präparate, wenn erfolgreich, in Europa Umsätze von vielen Hundert Millionen Euro erbringen.

Im Bereich Impfstoffe und OTC hätte die Transaktion einen wichtigen Wettbewerber von GSK verdrängt, so die Befürchtungen der Kommission. Das hätte zu Preiserhöhungen für Verbraucher geführt. GSK und Novartis sind die einzigen Anbieter von Impfstoffen für bakterielle Meningitis der Serogruppen A, C, W und Y im EWR. Die Transaktion hätte daher zu einer Monopolstellung geführt, so die Kommission. Auch bei bivalenten Impfstoffen gegen Diphtherie und Tetanus konkurrieren die beiden Konzerne in Deutschland und Italien.

GSK verplichtet sich daher, eine weltweite, exklusive und unbefristete Lizenz für seinen Meningitis-Impfstoff Nimenrix zu gewähren und seinen Meningitis-Impfstoff Mencevax weltweit zu veräußern. Außerdem geht der Konzern eine exklusive Vertriebsvereinbarung für Novartis' Diphtherie- und Tetanus-Impfstoffe TD-Pur und Dif-Tet-All für Deutschland und Italien ein und überträgt die Zulassung in den jeweiligen Ländern.

Im Bereich OTC sollen mehrere Produkte verkauft werden: In der EU und der Türkei sollen GSK's Rauchentwöhnung NiQuitin, Novartis' Präparate gegen Lippenherpes Fenivir, Pencivir, Vectatone und Vectavir veräußert werden. Außerdem gibt GSK die Erkältungs- und Fiebermittel Coldrex in der EU ab.

Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline hat seine Onkologiesparte in einem Ringtausch für 16 Milliarden Dollar (14,2 Milliarden Euro) an den Schweizer Konkurrenten Novartis abgegeben. Der Konzern übernahm dafür das Impfstoffgeschäft der Schweizer ohne Grippemittel für 7,1 Milliarden Dollar.

Außerdem gründen Novartis und GSK ein Joint Venture für das künftig gemeinsame OTC-Geschäft. Dies soll eine weltweit führende Firma für Gesundheitsprodukte sein, die von GSK kontrolliert wird. Der neue OTC-Gigant wird weltweit rund 10 Milliarden US-Dollar umsetzen. Zum Gemeinschaftsunternehmen gehören künftig zahlreiche prominente Marken für Apotheken und den Mass Market.

Insgesamt erlöste GSK in Deutschland mit Consumer-Produkten rund 350 Millionen Euro, ein Fünftel des Gesamtumsatzes. Der größte Teil entfällt dabei auf Mundspüllösungen sowie Zahnpflege, wie Chlorhexamed und Corsodyl sowie Dr. Best, Corega, Odol/Odol-med3, Parodontax und Sensodyne. Novartis setzte mit OTC-Präparten hierzulande zuletzt rund 200 Millionen Euro um; 56 Prozent davon mit Voltaren-Produkten. Weitere große Marken sind Fenistil, Otriven, Lamisil und Nicotinell. Weltweit spielt der Bereich mit 2,9 Milliarden Dollar eine geringere Rolle.

In Zukunft will sich Novartis unter anderem auf Augenheilkunde konzentrieren. Das 2010 gekaufte Tochterunternehmen Alcon setzte mit Arzneimitteln wie Azopt/Azarga, Dexa-sine, Lacrisic,Polyspectran und Systane sowie Kontaktlinsen und Pflegeprodukten wie Opti-free, Clens und Suprafresh zuletzt rund 10,5 Milliarden Dollar um.

Außerdem setzt Novartis auf das Pharmageschäft – hier vor allem die Krebsmedikamente – und auf Generika. Die Pharmasparte mit zuletzt 32,2 Milliarden Dollar und die Generika-Sparte mit 9,2 Milliarden Dollar Umsatz sind Kernbereiche.

Bis Mitte 2015 soll der Novartis/GSK-Deal in trockenen Tüchern sein. Insgesamt sind weltweit rund 15.000 von 135.000 Mitarbeiter von den Plänen betroffen. In der Pharmabranche gibt es in jüngster Zeit weltweit milliardenschwere Transaktionen. Viele Konzerne suchen wegen auslaufender Patente und sinkender Gewinnmargen nach neuen Geschäftsfeldern oder Partnern.

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