Der Generikahersteller Aristo will im kommenden Jahr seine beiden Produktionsstandorte in Berlin dicht machen. Betroffen sind nach Medienberichten 245 Mitarbeitende.
Aristo ist im Besitz der Strüngmann-Familie und betreibt insgesamt fünf Produktionsstandorte – einen am Hauptsitz in Berlin Reinickendorf (Advance Pharma), einen im Stadtteil Lichterfelde (Steiner & Co.) sowie in Hilden (Lindopharm), Wernigerode (Pharma Wernigerode) und in Madrid (Laboratorios Medicamentos Internacionales, kurz Medinsa).
In Berlin soll nun Schluss sein, wie zuerst die B.Z. berichtete. Die Gründe seien wirtschaftlicher Natur: So solle Advance Pharma trotz umfassender Sanierungsversuche langfristig nicht aus den roten Zahlen gekommen sein. Im Fall von Steiner & Co. habe der Verlust wichtiger Rabattverträge die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Standorts untergraben.
Eine Sprecherin bestätigt die Pläne auf Nachfrage: „Beide Werke schließen voraussichtlich im kommenden Jahr.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien durch die Geschäftsführer der jeweiligen Gesellschaft informiert worden. „Aktuell beginnen die Gespräche mit den Betriebsräten beider Gesellschaften zu Interessenausgleich und Sozialplan. Beide Verfahren erfolgen unter strikter Beachtung der gesetzlichen Vorgaben. Für alle betroffenen Mitarbeitenden wird ein umfassendes Unterstützungsangebot vorbereitet. Ziel ist eine sozialverträgliche und geordnete Umsetzung.“
Die übrigen Standorte der Gruppe seien von der Maßnahme nicht betroffen. „Produktion, das gesamte Produktportfolio von Aristo, Versorgung, Weiterbelieferung und regulatorische Verantwortung bleiben vollumfänglich gewährleistet.“

Aristo hat die beiden Standorte in Berlin 2006 beziehungsweise 2008 gekauft. Der Generikakonzern, der hierzulande die Nummer 5 hinter Hexal, Ratiopharm, Zentiva und Stada ist, geht auf mehrere Firmen zurück: Lindopharm mit Sitz in Hilden wurde bereits 2001 von der Strüngmann-Familie gekauft, als dieser noch Hexal gehörte.
2006 folgten Steiner & Co. (Sedariston, Sogoon) und Pharma Wernigerode (Kamillan, Parodontal, Imidin). Die Firmen wurden 2008 nach dem Ende des im Zusammenhang mit dem Hexal-Verkauf an Novartis vereinbarten Wettbewerbsverbots zu Aristo verschmolzen. Zeitgleich wurden die Produktionsanlagen von Lichtwer in Berlin aus der Konkursmasse des Kwai-Herstellers gekauft; die Marken hatte sich zuvor Klosterfrau einverleibt.
Medinsa gehört seit 2011 zur Gruppe und ist auf feste orale Arzneiformen spezialisiert. So ziemlich jedes größere Generikaunternehmen ist Kunde. Auch bei Cefuroxim gilt Aristo als führender Anbieter. Lindopharm gilt als Vorreiter bei der Herstellung von Stickpacks.
Die interne Logistik wird über den 2009 übernommenen Hersteller Esparma (Espumisan) abgewickelt, an dem sich zuvor der indische Hersteller Wockhardt verhoben hatte. Das Logistikzentrum befindet sich in Osterweddingen bei Magdeburg.
Eigentlich hat die eigene Produktion einen wichtigen Stellenwert bei Aristo; vom Umsatz von 289 Millionen Euro entfielen zuletzt knapp 36 Millionen Euro auf die Lohnfertigung. Vor allem aber verfolgt der Konzern die Strategie, wesentlichen Teile der Wertschöpfungskette von selbst vermarkteten Kernprodukten zu kontrollieren. Die Produktion für Dritte ist daher nur zusätzliches Geschäft zur Kapazitätsauslastung und Profitabilitätssteigerung.
Allerdings sieht sich der Konzern hier einer zunehmende Konzentration und einer starken Konkurrenz aus dem nichteuropäischen Ausland ausgesetzt, insbesondere aus Indien. Es deute sich an, dass allgemeine Lohnherstellung ohne einen starken Verbund zunehmend schwieriger werde, hieß es zuletzt vom Management. Daher versuche man, durch eine Spezialisierung der Standorte und Investitionen in die Effizienz und Flexibilität sowie den Aufbau einer übergreifenden Vertriebsstruktur von diesen Entwicklungen mittelfristig zu profitieren.
Aufgebaut wurde Aristo übrigens vom heutigen Klosterfrau-CEO Dr. Stefan Koch. Heute leiten Christian Jaaks, Benjamin Breitfeld und Dr. Guido Zimmermann die Geschäfte.

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