Schwere Vorwürfe gegen OTC-Hersteller

Berlin -

Das britische Unternehmen Reckitt Benckiser (RB) hat es offenbar über Jahre erfolgreich geschafft, die Einführung generischer Varianten seines Antacidums Gaviscon in Großbritannien zu verhindern. Damit habe sich der Konzern, der neben Reinigungsprodukten und Haushaltswaren auch Arzneimittel vertreibt, lange nach dem Wegfall des Patents für sein alginsäurehaltiges Produkt ein Monopol auf dem Markt gesichert, berichtete der Fernsehsender BBC.

Ein früherer leitender Angestellter des Konzerns sagte, RB habe das staatliche Gesundheitssystem NHS „betrogen“ und „Millionen von Pfund“ gekostet. Aus internen Dokumenten geht laut BBC hervor, wie Führungskräfte des Unternehmens Konkurrenzhersteller vom Verkauf generischer Kopien abhalten wollten. So hätten sie offenbar bereits die Einführung eines generischen Namens für Gaviscon seit dem Jahr 2000 hinauszögern können. Viermal legte Reckitt demnach Widerspruch ein, immer unter dem Vorwand der Patientensicherheit.

Intern scheinen die RB-Mitarbeiter jedoch die wahren Beweggründe kommuniziert zu haben: Ein Angestellter hatte nach BBC-Aussagen geschrieben, die Angelegenheit solle so lange wie möglich hinausgezögert werden, es stünden schließlich neun Millionen Pfund auf dem Spiel. In einer Stellungsnahme zu dem BBC-Bericht zeigt sich der Konzern „besorgt über die unangemessenen Gedanken, die in internen Briefwechseln geäußert wurden“. Das Unternehmen nehme die Angelegenheit sehr ernst und habe umgehend Untersuchungen eingeleitet.

Acht Jahre nach Ablauf des Patents gibt es immer noch keinen generischen Namen für Gaviscon. Der Gesundheitsausschuss des britischen Parlaments wird den Fall nun unter die Lupe nehmen. Im Jahr 2006 hatte RB Boots Healthcare International gekauft, die OTC-Sparte des britischen Pharmahandelskonzerns Alliance Boots. Mit 2,8 Milliarden Euro setzte sich der weltgrößte Reinigungsmittelhersteller damals gegen den Mitbewerber GlaxoSmithKline (GSK) durch. In Deutschland vertreibt RB das Antacidum Gaviscon Advanced Pfefferminz seit Juli vergangenen Jahres.