Italien

Apotheker-Demo vor dem Regierungspalast

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Berlin -

Italiens Apothekern reicht es: Nach zwei Liberalisierungsgesetzen und den kürzlich beschlossenen drastischen Einsparmaßnahmen sind die Pharmazeuten auf die Straße gegangen. Knapp 400 Apotheker aus dem ganzen Land versammelten sich am gestrigen Dienstag vor dem Palazzo Montecitorio, dem Sitz der italienischen Regierung in Rom. Und der Protest geht weiter: Am 26. Juli soll ein landesweiter Generalstreik stattfinden. Notfalls wollen die Apotheker sogar kollektiv aus dem Rahmenvertrag austreten.

Aktueller Grund der Aufregung ist ein Sparpaket, das bezeichnenderweise den englischen Titel „Spending Review“ trägt. Die Regierung um Ministerpräsident Mario Monti will alleine im Gesundheitswesen mehr als 4,7 Milliarden Euro einsparen.

Als eine der Maßnahmen sieht das Gesetz eine Verdoppelung des Kassenabschlags für die Apotheker vor. Zudem sollen die Arzneimittelausgaben der Regionen stärker gedrosselt werden.

Der Apothekerverband hatte den gestrigen Dienstag schon Tage zuvor als „Nationalen Protesttag“ angekündigt: Am Mittag trafen sich die Pharmazeuten auf der Piazza vor dem Monti-Sitz, präsentierten ihre Plakate und machten mit Trompeten und Pfeifen lautstark auf sich aufmerksam.

 

Anschließend ging es zurück ins Verbandsgebäude, wo für den 26. Juli ein nationaler Streik beschlossen wurde – an diesem Tag sollen alle Apotheken geschlossen bleiben. Lässt die Regierung die Sparmaßnahmen dann noch unverändert, wollen die Apotheker Arzneimittel nur noch gegen Bares abgeben.

Am Abend traf sich die Verbandspräsidentin Annarosa Racca mit Gesundheitsminister Renato Balduzzi. Medienberichten zufolge hat der Minister Gesprächsbereitschaft signalisiert, eine Einigung konnte jedoch nicht erzielt werden.

2012 ist ein schweres Jahr für Italiens Apotheker: Zum Jahreswechsel hatte die Technokraten-Regierung zwei Liberalisierungsgesetze beschlossen. Demnach sollen noch in diesem Jahr über eine Sonderausschreibung 5000 neue Apotheken eröffnet werden. Zudem wurden hunderte Rx-Medikamente aus der Rezept- und Apothekenpflicht entlassen. Die Rechte der OTC-Shops wurden zudem gestärkt: Die „Parafarmacie“ dürfen beispielsweise bestimmte Rezepturen herstellen.

 

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