Zuweisung vom Heim an Praxis an Apotheke

Med-United: E-Rezepte für die Heimversorgung

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Berlin -

Zuweisung auf Knopfdruck, das ist die größte Sorge vieler Apotheker:innen beim E-Rezept. Das Start-up Incentergy will genau das ermöglichen – und zwar im Bereich der Heimversorgung.

Incentergy ist das Unternehmen hinter der Softwarelösung Ere.Health, mit der sich das E-Rezept schon seit einem Jahr abseits der offiziellen Wege übermitteln lässt. Zuletzt warb die Firma in den Apotheken noch einmal per Fax für das Angebot. Med-United heißt nun das neue Produkt, mit dem das E-Rezept im Bereich der Heimversorgung genutzt werden soll. „Gerade in diesem Bereich lässt sich der elektronische Weg sehr effizient nutzen“, sagt Firmengründer Manuel Blechschmidt.

Med-United verbindet Heim oder Pflegedienst, Arzt und Apotheke: Zunächst wird ein Konto für jeden Patienten angelegt und in der Cloud gespeichert. Durch Einscannen des jeweiligen Codes mit dem Handy kann die Pflegekraft den Medikationsplan aufrufen werden – entweder als Gesamtansicht oder nur eine Auswahl der benötigten Medikamente.

Per elektronischem Arztbrief können nun die benötigten Rezepte in der Praxis angefordert werden. Ziel ist die Kommunikation über die Telematikinfrastruktur; bis auch Pflegeheime an KIM angebunden sind, werden verschlüsselte Mails erzeugt und verschickt. Rechtlich sei man auf der sicheren Seite, da der Patient dem gesamten Prozess vorab zustimmen muss, so Blechschmidt.

Rezeptzuweisung an Apotheke

In der Praxis können die Daten in die EDV-Systeme importiert werden. So kann der Arzt sie prüfen, die entsprechenden Rezepte ausstellen und signieren – und direkt an die heimversorgende Apotheke zuweisen.

Blechschmidt illustriert, wie der Vorgang heute aussieht: 50 Faxe kommen aus dem Heim in der Praxis an, die MFA tippt stundenlang die entsprechenden Rezepte ab, die der Arzt dann unterschreiben muss. „Wir können diesen Prozess um den Faktor 1000 beschleunigen.“ In einem Testlauf ließ sich nach seinen Angaben ein Stapel von 30 Rezepten in 87 Sekunden erzeugen und versenden.

Der Dienst ist für Ärzte und Pflegeheime kostenfrei, je Patient muss die Apotheke einen Euro pro Monat zahlen. Fünf Apotheken sind bereits an Bord, einer von ihnen ist Dr. Björn Schittenhelm aus Holzgerlingen: „Der Dienst kann einen Mehrwert bringen und vor allem in Anbetracht fehlenden Personals einen Nutzen schaffen“, sagt er. Häufig sei in Apotheken eine Fachkraft mit der Bearbeitung der ärztlichen Rezepte und dem Bestellen der Medikamente beschäftigt – in den versorgenden Arztpraxen sehe es ähnlich aus. Durch die Automatisierung rund um das Rezept lasse sich viel Zeit sparen.

Laut Blechschmidt gibt es einen weiteren Vorteil, nämlich die Speicherung in der Cloud. Die lokal in Praxen und Apotheken vorgehaltene IT-Infrastruktur hat aus seiner Sicht nämlich ein Problem: „Bei der Flut in Ahrweiler sind die Rezepte-Server abgesoffen. Da ist die Cloud sicherer.“

Gematik wartet auf Dinosaurier

Incentergy will gern schnell Ergebnisse erzielen und sich so einen Vorsprung sichern. Seine Kritik: „Die Gematik wartet auf die Dinosaurier in der Branche. Für neue Player ist der Markt schwierig und herausfordernd, da jeder Monat Verzögerung hohe Kosten verursacht.“

Einstweilen lebt das Unternehmen weiter vom Servicegeschäft, das bislang einen Umsatz von 1,7 Millionen Euro brachte: Hinter den Kulissen hat Incentergy laut Blechschmidt bereits Komponenten für große Softwarehäuser wie CGM oder Pharmatechnik programmiert. Auch die Uniklinik Frankfurt hat das Unternehmen bereits mit Software zur Digitalisierung der Anamnese versorgt. Blechschmidt, Sohn eines Zahnarztes, hat IT System Engineering studiert und das Unternehmen 2019 gegründet. Die Förderung der Landesbank Berlin in Höhe von 750.000 Euro hat Incentergy nach seinen Angaben schon 2,5-mal ausgegeben und wieder eingenommen.

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