Interview Manuel Blechschmidt (ERx)

E-Rezept: So funktioniert die Versender-Lösung

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Berlin -

E-Rezepte sollen künftig auch ohne Einstecken der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) ausgestellt und eingelöst werden können; das von den Versendern entwickelte Verfahren funktioniert mittels Handy. Manuel Blechschmidt vom IT-Unternehmen Health Service ERx erklärt, wie der Ablauf aussieht und warum „Card Link“ im Grunde sofort genutzt werden kann.

ADHOC: Was ist die neue CardLink-Lösung von der Gematik?
BLECHSCHMIDT: Bei Card Link (NFC) kann sich ein Telefon wie ein Kartenterminal verhalten. Damit ist es möglich, dass eine (Online-)Apotheke ein Versichertenstammdatenabgleich macht. Dieser ist notwendig, um E-Rezepte vom Fachdienst abzurufen.

ADHOC: Wie funktioniert das Verfahren?
BLECHSCHMIDT: Ein Patient kann mit dieser Lösung, nachdem er eine Apotheke ausgewählt hat, mobil über sein Smartphone seine oder ihre E-Rezepte über diese Apotheke abholen und anschließend diese dort einlösen.

ADHOC: Welche Vorbedinungen muss die Apotheke erfüllen, um den Service anzubieten?
BLECHSCHMIDT: Die Apotheke braucht einen Konnektor und dieser muss mit einer „Card Link“-Instanz bei einem Anbieter verbunden werden. Es ist keine zusätzliche Hardware in der Offizin notwendig, sondern lediglich eine Konfiguration des bestehenden Konnektors. Die Spezifikation sollte es erlauben, dass mehrere Organisationen sich eine Installation teilen können.

ADHOC: Wie teuer wird das für die Apotheke?
BLECHSCHMIDT: Das lässt sich jetzt noch nicht sagen. Card Link kann deutlich günstiger sein als Kartenterminals, da es ähnliche Konzepte – wie High-Speed-Konnektoren – einsetzt und man mehrere tausend Leistungserbringer auf einem System haben kann. Am Anfang sind aber höhere Preise zu erwarten, da die Anbieter Ihre Investitionen wieder einspielen müssen. Allerdings sind auch neue Preismodelle zu erwarten, zum Beispiel dass man pro Karteauslesen bezahlt.

ADHOC: Wann wird man die Lösung benutzen können?
BLECHSCHMIDT: Die aktuellen Implementierungen sind weit fortgeschritten, und die Anbieter werden kurz nach der Veröffentlichung bereits mit der Zertifizierung beginnen können.

ADHOC: Ist die Lösung sicher?
BLECHSCHMIDT: Die Spezifikation unterbindet einige Anwendungsfälle zum Beispiel Card-2-Card Authentification und PIN-Eingaben. Dies macht die Lösung sicherer, allerdings auch nicht so umfassend nutzbar. Zum Beispiel wird ein Apotheker nicht mit seinem elektronischen Heilberufsausweis (eHBA) über Card Link signieren können.

ADHOC: Können auch Ärzte die Lösung für weitere Anwendungen einsetzen?
BLECHSCHMIDT: Ja, Ärzte können mit ihren Konnektoren und Card Link das VSDM umsetzen. Dies kann bereits während der Terminvergabe passieren oder auch nach einem Arztbesuch. Damit muss ein Patient, wenn er seine Karte vergessen hat, nicht nochmals in die Praxis zurückkehren. Außerdem eignet sich Card Link auch als Identifizierung für die Videosprechstunde. Die Gebührenordnungsposition (GOP) 01444, welche bisher erhöhten Aufwand für die Identifikation vergütet hat, wird mit Card Link nicht mehr notwendig sein. Gleichzeitig ist es nicht mehr unterscheidbar, ob der Patient vor Ort seine Karte gesteckt hat oder diese an sein Mobiltelefon gehalten hat. Dies sorgt für deutlich mehr Flexibilität beim Patienten.

ADHOC: Wie unterscheidet sich Card Link von der GesundheitsID?
BLECHSCHMIDT: Circa 90 Prozent der Gesundheitskarten, so wie 80 Prozent der Smart Phones in Deutschland erfüllen bereits jetzt die Bedingungen für Card Link. Es sind keine PINs und zusätzlichen Authentifizierungsverfahren wie Apo-Ident notwendig. Card Link verwendet die Infrastruktur, die bereits jetzt bei jedem Apotheker, Arzt und Patienten zur Verfügung steht und verursacht nur geringe Roll-out-Kosten.

Manuel Blechschmidt ist der Geschäftsführer der Firma Service Health ERx. Das Unternehmen ist spezialisiert auf IT Dienstleistungen für den Bereich E-Rezept und Telematikinfrastruktur. Es wurde 2015 gegründet und hat seit dem Systeme eHealth und IT System mit bis zu 25.000 Nutzern für verschiedene Organisationen, unter anderem mehrere Dax-Unternehmen, Universitätskliniken und Praxisverwaltungssystemhersteller erfolgreich umgesetzt.

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