App statt eGK

Erstes E-Privatrezept erfolgreich getestet

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Berlin -

Das E-Rezept nimmt Fahrt auf. Das Softwarehaus ADV Oberhausen hat mit dem PKV-Verband, der Gematik und weiteren Kooperationspartnern die erste digitale Verordnung für Privatversicherte live eingelöst und abgerechnet.

Weil Privatversicherte oft keine Versichertenkarte haben und dieser Weg für die Übertragung daher für sie nicht in Frage kommt, setzt die PKV auf das Smartphone als Übertragungsmedium: Dabei kommt eine digitale Identität zum Einsatz; das Vorliegen der Krankenversichertennummer (KVNR) ist dafür die entscheidende Voraussetzung.

Privatversicherte führen den Online-Check-in in einer App ihrer Krankenversicherung durch. Dazu scannen sie einen von der Arztpraxis bereitgestellten QR-Code, der die KIM-Adresse der Praxis enthält. Nach Zustimmung der Versicherten werden die Daten über den Kommunikationsdienst KIM an die Praxis übermittelt, wo sie nach kurzer Prüfung übernommen werden können. Von der Struktur her entspricht der übermittelte Datensatz dem Stammdatensatz für gesetzlich Versicherte, sodass die Anpassung der Praxissoftware wenig Aufwand erfordert.

Jetzt wurde das erste E-Privatrezept getestet. Die teilnehmende Arztpraxis erhielt die Stammdaten inklusive KVNR des Patienten wie beschrieben per Online-Check-in über die App der Versicherung erhalten. Somit konnten E-Rezepte für den Versicherten ausgestellt werden.

Der Patient wählte in seiner PKV-App aus dem Apothekenverzeichnis eine Apotheke aus und wies ihr das E-Rezept zu. Nachdem in der ADV-Apotheke die Verordnung vom Fachdienst abgerufen und der Patient seine Arzneimittel erhalten hatte, wurde der digitale Abrechnungssatz erzeugt und dem Patienten zur Einreichung bei seiner Versicherung auf seiner App zur Verfügung gestellt.

Alle Beteiligten – Allianz, PKV-Verband, Gematik, Ehex, Rise, Noventi und eben ADV – waren sich einig, dass der Ablauf gut funktionierte, einige Aspekte des Live-Test fließen in die aktuelle Entwicklung ein.

Gematik-Geschäftsführer Dr. Markus Leyck Dieken freut sich über die Premiere: „Mit dem ersten eingelösten E-Rezept für Privatversicherte sind wir auf der Zielgeraden für ein komfortables Rezeptmanagement für weitere knapp neun Millionen Bürgerinnen und Bürger. Mithilfe unserer App machen wir zudem den konkreten Nutzen des E-Rezepts jetzt nach und nach auch für Privatversicherte erlebbar.“

PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther ist sicher: „Der Online-Check-in per Smartphone und das E-Rezept sind echte Mehrwerte für Privatversicherte. Wir sind sehr froh, dass die Gematik die Entwicklung dieser Services für die PKV so tatkräftig unterstützt hat. Schließlich verbindet uns das Interesse, die Digitalisierung im Gesundheitswesen mit innovativen Mitteln und zum Nutzen aller Versicherten voranzutreiben.“

Nach der Allianz sollen weitere Versicherungen folgen. „Jetzt kommt es auch darauf an, dass Software-Anbieter und Praxen den Prozess durch eine zügige Umstellung der Praxisverwaltungssysteme unterstützen“, so Reuther. „Wir hätten bei der Einführung des E-Rezepts und der ePA allerdings gerne mehr Tempo. Das wäre möglich, wenn der Gesetzgeber uns ein einfacheres, weniger bürokratisches Verfahren zur Vergabe der KVNR eröffnen würde."

App statt eGK

Kurz vor Weihnachten hatte der PKV-Verband entsprechende Verträge mit IBM und der Firma Research Industrial Systems Engineering (Rise) abgeschlossen. Nach Abschluss der Arbeiten soll es den Versicherten möglich sein, sich mit dem Smartphone beim Arzt online einzuchecken und auch digitale Anwendungen wie die elektronische Patientenakte (ePa) oder das E-Rezept einfach über ihr Smartphone zu nutzen. Die PKV ist ebenfalls Gesellschafter bei der Gematik und kann daher die Telematikinfrastruktur (TI) nutzen.

Wie das gemeinsame Angebot dann genutzt wird, ist Sache der jeweiligen Versicherung. Die Allianz hat bereits eine Übergangslösung geschaffen, andere Versicherungen haben zumindest Apps zum Einreichen der Belege.

Im GKV-Bereich ist neben dem Ausdruck des Tokens und der Speicherung in der Gematik-App derzeit die eGK-Lösung der favorisierte Übertragungsweg. Allerdings hatte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) unlängst klargestellt, dass eingescannte oder abfotografierte QR-Codes auch über Plattformen eingelöst werden können – sofern diese alle Apotheken listen. Der Verein E-Rezept-Enthusiasten hat eine Scan-Lösung entwickelt, die er gerne in die Konnektoren einspielen würde. Und DocMorris will eine Lösung etablieren, bei der eGK und Handy die Übermittlung in die jeweilige App ermöglichen.

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